Tips und Tricks

Tips und Tricks

Anmerkungen zum Artikel: Bruträume: 2 sind keiner zuviel, Aumeier und Liebig, März 2016

Tipps & Tricks für gute Imker

Es ist schon beeindruckend, mit welchen rhetorischen Mitteln Liebig und Aumeier eine amateurhafte Betriebsweise verteidigen. Nun soll sie also gut sein für „faule Imker“, die zweiräumige Zanderbetriebsweise mit Kippkontrolle. Bisher war sie immerhin gut genug für Anfänger – mit Liebigs Methode könne man „einfach Imkern“. Ist es wirklich so?

Fragen, auf die man stößt

Ich selbst begann meine Imkerlaufbahn mit der Betriebsweise von Liebig. Als Anfänger kann man ja solche vorgeblich nach „wissenschaftlichen Untersuchungen“ entwickelten Arbeitsmethoden überhaupt nicht beurteilen. Man imitiert, was gelehrt wird. Im Laufe der Zeit stelle man jedoch fest, daß die vorhergesagten Erfolge ausbleiben: weshalb haben andere Imker mehr Honig als ich? Weshalb arbeiten andere Imker weniger pro Volk und Jahr? Weshalb haben andere Imker weniger Probleme mit dem Schwarmtrieb? Weshalb haben andere Imker besser entwickelte, gesündere Völker als ich?

Will man ein Bienenvolk gesund und leistungsfähig das Jahr über führen, dann muß man sich zwingend mit folgenden Fragen beschäftigen: Welche Bedeutung hat die Größe der Waben für die Brutentwicklung im Frühjahr? Wieviel Platz benötigt ein Bienenvolk im Frühjahr und Sommer überhaupt? Welchen Einfluss auf die Entwicklung hat der Wärmehaushalt im Brutnestbereich und wie kann ich ihn beeinflussen? Welchen Stellenwert hat der Pollen im Brutnestbereich und wie kann ich die ansteigende Brutkurve so steuern, daß der Schwarmtrieb handhabbar wird?

Praxiserprobt: größere Wabenflächen sind entwicklungsfördernd

Den Bienen ist es natürlich nicht gleichgültig, in welcher Behausung sie wohnen. Freilich kann man Bienen in jedem Loch antreffen. Sie sind enorm anpassungsfähig und gleichen durch ihr Verhalten Mängel der Behausung aus, soweit sie dies können. Deshalb krepieren die Völker in der Bienenkiste ja auch nicht gleich. Sogar auf DN oder Zander können sich Bienenvölker entwickeln. Aber muß es nicht unser Bestreben sein, dem Bienenvolk die möglichst optimale Behausung anzubieten? Seit etwa fünf Jahren führe ich 100 Zander Völker und 100 Dadant Völker parallel. Mein Blick in die Praxis zeigt mir: die Völker auf größeren Waben entwickeln sich im Frühjahr dynamischer und gleichmäßiger, als Völker auf kleineren Brutwaben. Das ist Praxiserprobt. Ob die Wabe jetzt Dadant, Dadant Blatt, Zadant, DN 1 ½  oder sonstwie heißt ist dann eine Frage weiterer Betrachtungen zur Zweckmäßigkeit der Beute. Die Zander- und Deutsch Normal-Wabe gehört jedenfalls der Vergangenheit an.

Wieviel Platz braucht die Königin

Fragt man in Imkervereinen und unter Profiimkern, wie viele Zellen auf den Rähmchen sind, die ein jeder benutzt, sind kaum mehr als zehn Prozent der Imker, die dies überhaupt wissen. Wie aber kann man die Frage, wieviel Platz das Bienenvolk überhaupt benötigt denn beantworten, wenn man nicht weiß wie viele Zellen auf einer Wabe sind? Je nach Zellgröße befinden sich auf einer Zander-Brutraumwabe ca. 6.000 Zellen (3.000 auf jeder Seite), auf einer Dadantwabe ca. 8.000 Zellen insgesamt. Bei DN sind es ca. 5.000 Zellen. Bei einer Legeleistung von 2.000 Eiern pro Tag und einer Entwicklungsdauer einer Arbeiterin von 21 Tagen benötigt die Königin folglich 42.000 Zellen. Bretschko geht 1986 davon aus, daß es wenige Tage im Jahr gibt, an denen die Königin 3.000 Eier legt, vor allem ein Naturschwarm in den ersten Tagen seines Neubeginns. Diese einfache Rechnung führt uns zur Erkenntnis, daß ein Zandervolk mit 7 Waben plus einer Drohnenwabe, ein DN Volk mit 9 Waben plus Drohnenwabe und ein Dadantvolk mit fünf oder sechs Waben plus Drohnenwabe ausreichend Platz für eine ungehemmte Legeleistung der Königin bietet. Nota bene: mehr Platz benötigt dieKönigin nicht! Bei einem solcherart der Legeleistung der Königin angepasstem Brutraum wird alter und unnötiger Pollen aus den Zellen geputzt, das Volk brütet von Holz zu Holz. Der erste Honigraum ist der Futterkranz. Er rotiert im Laufe des Bienenjahres, und auch bei der Ernte wird immer ein halb voller erster Honigraum belassen. Wer ihn komplett aberntet hat die Betriebsweise einräumiger Brutraum nicht verstanden! Natürlich muß beim Absperrgitter überall der Beespace stimmen.

Bienengesundheit

Das von Gerstung („Der Bien uns seine Zucht“, 1910) überlieferte Bild von Pollen und Futterkränzen gilt so nur für den ersten Teil der Frühjahrsentwicklung. Der Fetteiweißkörper der Winterbienen ermöglicht das Brüten bevor frischer Pollen reinkommt. Es ist sogar so, daß alter Pollen die Frühjahrsentwicklung hemmt. Völker, deren Brutflächen aufgrund eines zu großen Platzangebotes mit Pollen und Pollenbrettern durchsetzt sind, haben nach meiner Auffassung „Lungenentzündung“. Lange bevor der erste Nektar in das Volk kommt, steht frischer Pollen zur Verfügung. Die Überwinterung und das Führen der Völker auf zwei Zanderzargen, so wie sie die Autoren empfehlen, ist daher unzweckmäßig und für die Frühjahrsentwicklung der Völker negativ..

Wärme: elementares Lebenselement des Biens

Die Bienenvölker benötigen zu ihrer Entwicklung Wärme. Beginnt das Brutgeschäft, dann muß die Bienenmasse auf die Anzahl der Waben begrenzt werden, die sie prall besetzen und folglich auch wärmen können. In einem viel zu großen Raum entweicht die Wärme nach oben, das Volk braucht viel zu viel Energie um das Brutgeschäft erfolgreich durchzuführen. Die Bienen werden kurzlebig und Schwarmlustig. Und was soll eigentlich der jährliche Zargentausch? Nach unserer Erfahrung sinkt die Schwarmlust bei einem perfekt auf die Legeleistung der Königin angepassten Brutraum, in dem sich kein Pollen mehr befindet, erheblich. Eine durch spätes Erweitern im Februar, März und April abgeflachte Brutkurve ermöglicht es, kurz vor Beginn der depressiven Phase (Bretschko nennt es so: die Phase ist ein Auslöser des Schwarmtriebes) noch um eine Wabe zu erweitern, ohne dem Brutnest nicht benötigten Raum zu geben. Wer wenig Übung hat sollte auf diese Erweiterung aber zugunsten eines besseren Honigertrages verzichten. Dies ist neben der Drohnenwabe ein wichtiges Regulativ zur Dämpfung des Schwarmtriebes – was übrigens durch das Schröpfen von Brut in keiner Weise realisiert wird. Da muß man schon so viel Brut schröpfen, daß die Entwicklungsdynamik des Volkes gebrochen ist, und was hat man dann davon? In meinem Betrieb ist der Schwarmtrieb, seit ich den Völkern einen angepassten Brutraum zur Verfügung stelle, auf unter 30% zurückgegangen. Vielleicht zeigt der Schwarmversuch von Aumeier vielmehr (Ruhr-Universität Bochum 2009/2010), daß sie einmal an ihrer Königinnenqualität arbeiten sollte.

Arbeitseingriffe

Gerdes (Buckfast Biene, 1. Auflage 2015, S. 21) beurteilt die Kippkontrolle korrekt als „zirkusreife Nummer. Aus ergonomischen Gründen verbietet sich eine solche gefährliche Methode“. Ich frage mich, weshalb nicht längst die Berufsgenossenschaft einen Aufschlag für „Kippimker“ verlangt. Und weiter: „Sieht man hier wirklich alle Zellen? Einzelne Weiselzellen an den Seitenschenkeln, in den Ecken oder auf den Unterträgern, sind nicht zu erkennen. Weiselzellen im unteren Brutraum werden vollkommen außer Acht gelassen“. Die Schwarmkontrolle findet z.B. in einem Dadantvolk auf 6 Waben statt, bei einem einräumigen Zandervolk auf 8 Waben. Liebig und Aumeier bemerken korrekt: „Wer Völker auf einer Zarge im Brutraum hält, erntet mehr Honig“. Es stimmt: man muß mehr Honigräume abnehmen. Aber ist das nicht das Ziel eines guten Imkers: bei wenigen Eingriffen ins Brutnest gute Honigerträge zu erzielen? Ist im zweiräumigen Zandervolk Schwarmstimmung, dann sind doppelt so viele Waben zu ziehen. A propos Hoher Boden: wenn man ihn schon haben will, dann nur mit Bausperre. Aber er ist genauso störend (und ohne Bausperre abenteuerlich!) wie ein zweiter Brutraum.

Zargenweise

Wie kann heute immer noch von einem einheitlichen Wabenmaß im Brutraum und Honigraum gesprochen werden, ist doch längst deutlich, daß Waben im Brutraum unten und an den Seiten nicht an die Träger angebaut werden, wogegen das im Honigraum der Fall ist? Die Empfehlung, hier ließen sich Waben einfach so austauschen, läßt grobe Mängel an Kenntnis über die Wabengestaltung erkennen.  Ein Imker, der im einräumigen Brutraum arbeitet, braucht in der Tat mehr Zargen: Honigraumzargen. Dies nehme ich aber gerne in Kauf, und dies nimmt sicher auch jeder Hobbyimker in Kauf, wenn er anstrebt, gut zu imkern. Wie es mit „Wissenschaftsimkern“ ist kann ich nicht beurteilen. Da diese jedoch während ihres Berufslebens nicht vom Erfolg ihrer Imkerei und ihrer imkerlichen Ratschläge abhängig sind sollten Empfehlungen von „Wissenschaftsimkern“ zuerst einem gründlichen Praxistest unterzogen werden.

Jürgen Binder

Imkermeister

www.armbruster-imkerschule.de

Monatsbetrachtung 04/2020

Monatsbetrachtung 04/2020

Der Honig kommt

Unsere Völker werden normalerweise im Laufe des Aprils trachtstark. Trachtstark ist ein Volk, wenn es mehr Energie eintragen kann, als es verbraucht. Dies tritt bei etwa 15.000 bis 18.000 Individuen ein. Allerdings steht der Honigeintrag auch im Verhältnis zur Brutraumgröße. In diesem Jahr sind die Völker bundesweit vermutlich bereits am Anfang des Monats stark, denn die Temperaturen im Januar und Februar waren um mehrere Grad über dem langjährigen Mittel, in Deutschland etwa 4 Grad Celsius.

Bedeutung der Temperatursummen

In der Landwirtschaft rechnet der Gärtner und der Bauer mit Wärmesummen. Die durchschnittliche Tagestemperatur wird addiert, und nach erreichen einer bestimmten Summe sind die Pflanzen entsprechend weit entwickelt. Der große österreichische Imkervater Josef Bretschko hat herausgefunden, dass diese Temperatursummen auch bei unseren Bienenvölkern relevant sind. Abhängig von der Tagesmaximaltemperatur legt die Königin eine klar bestimmbare Zahl von Eiern. Sinkt die Temperatur, dann geht die Eilegerate zurück. Diese Korrelation zwischen Temperatur und Eilegerate wurde seither nicht widerlegt. Warum ist sie nicht Bestandteil der Schulungen für uns Imkerinnen und Imker?

Die Langlebigkeit der Bienen birgt noch viele Rätsel

Was löst die Langlebigkeit bei unseren Bienen aus? Kann Langlebigkeit durch eine veränderte Völkerführung verbessert werden? Es gibt zu dieser Frage – wie so oft in der Imkerei – die verschiedensten Anschauungen. Ich berichte hier aus der Praxis, und meine Ausführungen zu diesem Thema sind sicher nicht endgültig. Ein Faktor für die Langlebigkeit ist die Qualität der Pflege und Aufzucht der Larven. Eine gute Versorgung und eine erstklassige Futtersaftqualität ist Grundvoraussetzung. Solange eine Biene drei oder vier Larven pflegen muss und die Ammenbiene lediglich alten Pollen und altes, eingelagertes Zuckerwasser als Futtersaft bekommt, dann wird nur die Grundversorgung gewährleistet. Wenn dann noch die Temperaturen im Brutraum schwanken und die wenigen Bienen Mühe haben, die Temperatur auf dem Optimalpunkt zu halten, dann ist die Kurzlebigkeit quasi vorprogrammiert. Das Zentrum für Bienenforschung Liebefeld hat im Jahre 2012 („Sozialität, Arbeitsleistung und Lebensdauer bei Honigbienen “, www.agroscope.admin.ch/imkerei/ – Regulation der Lebensdauer bei Arbeiterinnen)) untersucht, in wieweit die Pflegeleistung Lebenszeit verkürzend ist. Bei dieser erstaunlichen Untersuchung kam heraus, dass die Lebensdauer der Biene eine enorme Plastizität hat. Pflegt die Ammenbiene Brut und wird die angepflegte Brut entnommen, so dass keine Jungbienen nachkommen, dann verlängert

sich die Lebensdauer der Ammenbiene und sie gerät nicht „regulär“ in das Stadium, Sammelbiene zu werden. 

Dieser Versuch wurde bis zu vier Mal wiederholt. Für das Älterwerden der Ammenbiene scheint also auch relevant zu sein, dass junge, potentielle Ammenbienen, nachkommen. Das Phänomen der Lebenszeitverlängerung sehen wir auch beim Naturschwarm. Die Bienen im Naturschwarm leben signifikant länger nach der Abschwärmphase. Dies wird möglich, da im Naturschwarm ohnehin überwiegend Jungbienen mitfliegen. Während der Schwarm abgeht sind ja die Flugbienen in ihrer Flugaktivität beschäftigt. Im Schwarm befinden sich überwiegend 5 bis 21 Tage alte Bienen. Ein kleiner Teil ist auch älter und ein sehr kleiner Teil ist sehr alt und damit Spurbiene. 

Es ist also nicht ausschließlich der Arbeitsaufwand, junge Brut zu pflegen, der die Lebenszeit verkürzt. Neben der Brutpflege ist das Heizen und Eintragen von Nektar die wichtigsten Verschleißarbeiten im Volk. Wärmebienen und Flugbienen haben den höchsten „Lebenszeitverbrauch pro Stunde“. Deshalb ist es von zentraler Bedeutung für langlebige Bienen, den Lebenszeitenergieverbrauch der Heizerbienen zu verringern. Auf das Wetter haben wir keinen Einfluß, sehr wohl aber auf die Bedingungen in unseren Bienenbehausungen.

Abb. 01 - Brutraum und Futterkammer. Die Bienen haben ungehindert Zugang zu den Reservewaben. Das Volk ist in Kürze aufsatzreif
Vor dem Aufsetzen

Wir haben also nun im März unser Brutnest wabenweise erweitert, indem wir gewartet haben, bis die zwischen die Thermoschiede eingefassten Waben zu 80 bis 90 Prozent bebrütet wurden. Es ist auch möglich, dass sie zu 100 Prozent durchgebrütet werden. Erst wenn alle Waben quasi vollständig bebrütet sind, wird der Brutraum um eine Wabe erweitert, und zwar immer am Rand des Brutnestes, egal auf welcher Seite. Das Brutnest selbst wird NIE auseinandergerissen. Das Brutnest ist das wichtigste Lebensorgan des Bienenvolkes. Dieses auseinander zu reißen bedeutet, dass das Volk sofort alle Energie darauf verwenden wird, das Organ wieder zu schließen und zu heilen. Ein wiederkehrendes auseinanderreißen des Organs Brutnest schwächt den Organismus, macht ihn anfällig für Brutkrankheiten und reduziert die Honigleistung des Volkes signifikant. Das Volk wird so sehr geschwächt, dass es nicht einmal mehr abschwärmen kann. Daher wird irriger Weise das Auseinanderreißen von Brutnestern bei der Flachzargenimkerei als geeignete Maßnahme zur Verringerung des Schwarmtriebes gelehrt. Es ist wirksam, das stimmt. Aber die Wirksamkeit dieser Maßnahme geht auf Kosten der Lebensqualität des Bienenvolkes und auf Kosten des Honigertrags. Daher ist jegliches Auseinanderreißen des Brutnestes zu vermeiden.

Abb. 02 - So ist es gut: Beim Erweitern werden einzelne Zellen mit Pollen gefüllt. Dieser Frischpollen verschwindet in den nächsten Tagen und es entsteht ein geschlossenes Brutnest
Abb.03 - Volk ist aufsatzreif. Die Reservewabe hinter dem Schied kommt weg, Absperrgitter und Honigraum werden aufgesetzt

Wenn wir warten, bis die Waben so konsequent durchgebrütet sind, dann ist auf diesen fast kein Futterkranz mehr zu finden. Die restlichen Reservefutterwaben befinden sich also au
ßerhalb des Brutnestes, hintern den Trennschieden. Dieses Futter wird von den Bienen geholt, indem diese das Trennschied überwinden. Das können sie, da das Schied Rähmchenmaß hat, das heißt der Beespace von 7 mm erlaubt es den Bienen, vorne und hinten zwischen Rähmchen und Zarge durchzugehen. Werden die Oberträger nicht komplett wirksam abgedichtet, dann ist zwischen diesen und dem Deckel ebenfalls ein Beespace von 7mm. Eine Kunststofffolie, die keinerlei Dämmfunktion hat, hat auf dem Volk nichts verloren. Sie ist sogar schädlich, da das sich sammelnde Kondenswasser durch die Wabengassen auf die Bienen tropft. Die Plastikfolie ist das Ergebnis von Fehlkonstruktionen vieler Beutenhersteller, die den von Lorenzo Langstroth entdeckten Beespace in den Beuten nicht berücksichtigen. Zwischen allen Teilen im Volk muss ein Abstand von
7mm eingehalten werden. Wenn dieser Abstand eingehalten wird, dann gibt es keine Verbauungen in Form von Wachsbrücken oder Propolisierungen. Die Propolisierungen finden vor allem bei den Hoffmann Seitenteilen statt.

Ein Desaster. Es ist mir völlig unverständlich, dass die Hoffmann Seitenteile heute noch hergestellt und von einigen Imkerlehrern empfohlen werden. Der Abstand zwischen den Waben beträgt 35 mm bei einem Zellmaß von 5,4 mm. Das heißt, dass die Oberträger bei einer Breite von 28 mm exakt einen Abstand von 7 mm aufweisen müssen. Dieser Abstand wird mit einem geeigneten Polsternagel oder ähnlichem erreicht. Dabei ist der Dorn aufgerauht, damit der Nagel nicht so leicht aus dem Holz gezogen wird. Diese Methode, den korrekten Abstand zwischen den Rähmchen herzustellen, ist die einfachste.

Abb. 04 - Wabe vor dem Aufsetzen des Honigraumes: Es gibt Völker, die nicht auf den Futterkranz verzichten wollen. Dieser verschwindet einige Zeit nach Aufsetzen des Honigraumes.

Es gäbe auch die Möglichkeit, im Brutraum mittels eines Metallrechens den Abstand zwischen den Waben zu gewährleisten. Dann aber muss jede Wabe stets hochgezogen werden, ein Schieben des Brutblockes ist nicht mehr möglich.

Zu frühes Aufsetzen ist schädlich – zu spätes Aufsetzen auch!

Der Honigraum wird aufgesetzt, sobald es nötig ist. Wird der Honigraum früher aufgesetzt, als erforderlich, dann bleibt er unberührt. Dass wir keinen zweiten Brutraum benötigen, dürfte nach den Ausführungen im letzten Monat deutlich geworden sein. Ist das Wetter instabil, dann empfiehlt es sich, hinter dem Schied noch eine oder zwei Futterwaben in der Brutraumzarge zu belassen. Das Absperrgitter wird mit Beespace aufgesetzt. Es wird keinesfalls direkt auf die Oberträger gelegt! Je nach Konstruktion der Beute ist ein Holzrahmen erforderlich. Bei der Hohenheimer Einfachbeute wird das Absperrgitter auf den Zargenrand gelegt.

 Auch wenn es viele Varianten in der Imkerei gibt, so gibt es doch eine Grundregel: Der Beespace wird überall eingehalten. Die Nichteinhaltung des Beespace ist ein imkerlicher Fehler, der meist auf konstruktive Fehler der Beute zurückgeht. Wer das Absperrgitter ohne Beespace auflegt, der braucht sich nicht darüber zu beklagen, dass die Bienen so schlecht durch das Absperrgitter gehen. Das tun sie nämlich tatsächlich, weil sie es gar nicht können. Bei einem direkt auf die Oberträger gelegtes Absperrgitter verringert sich die Durchlassmenge um 90 Prozent oder mehr, weil nur zwischen den Waben der Zugang durch das Absperrgitter gegeben ist. Darauf sollten Sie in Zukunft achten.

Aufgesetzt werden immer ausgebaute Waben, am besten noch honigfeucht vom letzten Jahr. Solche honigfeuchten Waben müssen im Kühlhaus oder kühl und gut belüftet überwintert werden. Man kann diese durch einfache Zargentürme, die unten und oben mit einem Wandergitter gegen Bienenflug gesichert sind, ausreichend gut überwintern. Das Aufsetzen von Waben erleichtert der noch kleinen Bienenmasse die Annahme des ersten Honigraumes. Kommt jetzt Nektar rein, dann wird dieser unmittelbar in die schon gebauten
Zellen abgelagert. Ab dem zweiten Honigraum sollten Mittelwände zum Ausbauen gegeben werden. Daher ist die Gabe eines Drohnenrähmchens einige Tage vor dem Aufsetzen der ersten Honigraumes vorteilhaft. Nicht um die Drohnen nach der Verdeckelung zu entfernen, sondern damit sich ein Bautrupp bilden kann, der nach dem Ausbau des Drohnenrahmens durch das Absperrgitter nach oben geht und in den Honigräumen weiterbaut. Das Bienenvolk ist ein Organismus, in dem sich die erforderlichen Organe erst bilden müssen. Die Bautruppe ist so ein Organ, das sich erst bilden muss und dann konstant von unten nach oben seine Tätigkeit entfaltet. Ist kein Wabenbau erforderlich, dann stellt der Bautrupp seine Arbeit ein.

Abb. 05 - Verschimmelter Pollen. Wabe kommt weg. Es kann auch nur die verschimmelte Stelle mit dem Stockmeißel abgekratzt werden.
Abb. 06 - Überwinterung von honigfeuchten Waben: Die Zargentürme sind gut belüftet, unten und oben schützt ein Wandergitter die Waben vor Bienenflug und Mäusen

Wird Platz benötigt, um den Nektar einzulagern, dann werden die Wachsdrüsen wieder aktiviert. Die Gabe des Drohnenrahmen hat also vor allem die Aufgabe, die
Bautätigkeit des Volkes vorzubereiten. Es können natürlich auch halbe Drohnenrahmen gegeben werden. Nach Seeley legt ein Naturvolk 18 Prozent Drohnenbrut an. Einen Bautrieb gibt es nicht. Es gibt nur eine Baunotwendigkeit.

Sobald der Nektareintrag konstant erfolgt, muss die Futterreservewabe hinter dem Schied entfernt werden. Denn die Bienen würden sonst die Waben hinter dem Schied füllen. Der Platz hinter dem Schied soll aber frei bleiben, damit die Belüftung des Volkes möglich ist und der Raum von den Bienen, die nicht aktiv am Brutgeschäft oder am Honigsammeln beteiligt sind, von den Ruhebienen genutzt werden kann. Es ist gleichsam der Ruheraum der schlafenden Bienen. Diese ketten sich am Absperrgitter auf. Sobald sie wieder aktiv sein wollen, verlassen sie diese Position. Da der Brutraum nun nicht ganz voll mit Waben ist, empfiehlt es sich, vor allem den ersten Honigraum um 90 Grad gedreht auf den Brutraum zu setzen. Dies ist natürlich nur bei quadratischen Bruträumen möglich. Rechteckige Honigräume müsste man dann um 180 Grad drehen.

Schröpfen – warum?

Weit verbreitet ist die Auffassung, dass ein sanftes Schröpfen vor Beginn des Schwarmtriebes den Schwarmtrieb dämpft. Ich weiß nicht wie es Ihnen geht, aber bei mir hat sanftes Schröpfen (mit darauf folgendem Wiedereinhängen von Mittelwänden) überhaupt keine Auswirkung auf den Schwarmtrieb. Wir haben unsere Bienenvölker das ganze Jahr über gepflegt, behandelt, gefüttert und umsorgt. Und nun, wenn die Wochen des Honigeintrags bevorstehen, nun sollen wir das Volk schwächen, damit es nicht abschwärmt. Eine merkwürdige Theorie. Diese Empfehlung, so will es mir scheinen, wird aus einer Verzweiflung heraus gegeben, weil der Schwarmtrieb als größtes Problem in der Imkerei gesehen wird und prophylaktisch, bevor das Volk eventuell doch abgeschwärmt, noch schnell ein Ableger gemacht werden soll. In meinen Augen ist die Empfehlung, vor Einsetzen des Schwarmtriebes Brut zu schröpfen, fachlich nicht haltbar, 

Abb. 07 - Erweiterung des Brutnestes im März und April: Es wird um eine Wabe links oder rechts am Brutnest erweitert. Das Brutnest wird nie auseinandergerissen.
Abb. 08 - Letzte Erweiterung, dann kommt der Honigraum drauf.

völlig sinnlos und kontraproduktiv. Brutwaben können nicht abschwärmen, und wenn man Brutwaben aus Völkern vor der eigentlichen Ernte entnimmt, dann schmälert man dadurch die Ernte, die ja ohnehin nur wenige Wochen im Jahr möglich ist. Das schwarmdämpfende Element bei der Entnahme von Waben mit Bienen, sind die entnommenen Bienen. Will man also den Schwarmtrieb durch Schröpfen reduzieren, dann müssen wöchentlich Bienen entnommen werden, und nicht Brutwaben. Wenn Brutwaben entnommen werden, dann dürfen keinesfalls wieder leere Waben anstelle der entnommenen gegeben werden. Die Entnahme von Brutwaben ist eine Verzweiflungstat, durch die die tatsächlichen Faktoren für den Schwarmtrieb ignoriert werden.

Pheromonversorgung ist ausschlaggebend

Während der Eierstock der Königin wächst, indem diese durch eine immer bessere Versorgung mit Energie und immer wärmer werdender Tage
beständig mehr Eier legt, wächst auch die Pheromonemission. Je mehr Eier die Königin legt, je mehr Pheromone strömt sie aus. Steigt nun die Zahl der Individuen im Stock stark an, dann müssen wir aufsetzen, um die Bienen in der Beute zu halten. Sie benötigen Platz. Das Volumen wird größer, die Zahl der Individuen wird größer, die Pheromonkonzentration nimmt ab.
Dieses Abnehmen der Pheromonkonzentration wird durch die Entnahme von wenigen Brutrahmen nicht beeinflusst. Durch die Abnahme der Pheromonkonzentration wird das Bienenvolk nicht mehr genügend zusammengehalten. Auflösungstendenzen machen sich an den „Rändern“ des Volkes bemerkbar. So können in einem völlig intakten Volk Afterweiseln entstehen, die oberhalb des Absperrgitters Drohneneier legen. Je enger nun das Brutnest ist, desto besser ist die Pheromonversorgung der Ammenbienen, die über das Ja oder Nein zum Schwarmtrieb entscheiden. Je wärmer und kompakter der Brutraum nun ist, desto weniger Bienen sind nötig, um den Brutraum am Laufen zu halten. Wenn nun das Volk realisiert, dass die Königin die vorhandenen Zellen sofort wieder mit einem Ei belegt und die Bienen gut mit Pheromonen versorgt sind, dann setzt kein Schwarmtrieb ein. Dieser setzt ein, wenn die Pheromonversorgung nicht stabil ist und der Brutraum seine Kompaktheit verliert. Dies wird sichtbar, indem einzelne Zellen mit Pollen gefüllt werden und die Königin das Brutnest nicht mehr beherrscht. Es tritt also genau das Gegenteil von dem ein, was überall gepredigt wird. Platz geben im Brutraum vergrößert die Schwarmneigung. Eine Reduktion des Platzes im Brutraum auf den tatsächlich erforderlichen Platz für die Brut, verringert den Schwarmtrieb. Verringert man den Platz im Brutraum darüberhinaus noch mehr, und zwar soweit, dass kein voll 

Abb. 09 - Der erste Honig
Abb. 10 - Wenn der Beespace stimmt gibt es keinen Wildbau zwischen den Rähmchen!

entwickeltes Volk mehr entsteht, dann verschwindet der Schwarmtrieb überhaupt. Dies ist aber in der praktischen Imkerei unter normalen Umständen nicht erstrebenswert und nur mit zusätzlichen flankierenden Maßnahmen sinnvoll.

Max Planck: „Neue Positionen setzen sich erst mit dem Tod der bisherigen Meinungsführer durch“ Wir müssen also umdenken, und ich kann Ihnen nicht ersparen, Ihre eigenen Erfahrungen zu machen. Viele werden verwirrt sein und eventuell Angst haben, das Brutnest nur so groß zu entwickeln, dass jede Zelle auch tatsächlich bebrütet ist. Auch das Mantra vom „Platz geben, damit
das Volk nicht abschwärmt“, muss erstmal den Stellenwert bekommen, den es tatsächlich hat – nämlich keinen! Der Widerspruch zur weit verbreiteten Lehrmeinung wird Widerstand derer auslösen, die heute immer noch diese Lehrmeinung vertreten. Führen Sie also die Debatten in Ihren Vereinen und lassen Sie sich durch das Beharren auf Meinungen, die Sie nur übernommen haben, weil sie sich plausibel anhörten, nicht in Ihrer Entwicklung bremsen. Vergessen Sie auch den Futtersaftstau. Es gibt keinen Futtersaftstau. Das hat Ludwig Armbruster schon vor fast 100 Jahren publiziert . Oder haben Sie schonmal einen gesehen? Futtersaftdrüsen können von der Biene in kürzester Zeit aktiviert und deaktiviert werden. Das Volk macht nur, was es braucht. Die Theorie vom Futtersaftstau gehört in das Reich der Märchen! Einigen wir uns auf die Fakten: Probieren Sie den Angepassten Brutraum aus und entscheiden Sie danach, wie Sie weitermachen wollen. Mein Angebot lautet: Weniger Rähmchen, weniger Arbeit, weniger Energieverbrauch im Brutnest, weniger Schwarmtrieb, mehr Honig.

Jürgen Binder

Lise-Meitner-Straße 4
74523 Schwäbisch Hall
Tel. Mobil: +49 (170) 1 85 74 24
E-Mail: sekretariat@armbruster-imkerschule.de

Monatsbetrachtung 03/2002

Monatsbetrachtung 03/2002

Im Märzen der Bauer die Rösslein anspannt…

Liebe Imkerinnen und Imker,

Während der Bauer „Die Rösslein anspannt“ und seinen Betrieb für die neue Saison vorbereitet fangen wir Imker an, uns nach der Winterszeit wieder mit den Bienen zu verbinden. In vielen Gebieten sind sie im Januar und Februar geflogen. Unter Darmverstopfung können sie dennoch leiden, wenn im Februar und März wochenlang so kalt ist, dass sie nicht ausfliegen können. Denn im Darm sammeln sich unverdaubare Pollenreste. Pollen wird aber nur für die Aufzucht der Larven benötigt. Und zwar so, dass die Ammenbienen den Pollen fressen und damit der Futtersaftdrüse die Nahrung zuführen, die sie benötigen, um damit die Larven zu füttern. Die Larven werden nicht direkt mit dem Pollen gefüttert.

Pollen sind für die Bienenbrut

Bienen selbst benötigen auch für das Überwintern keinen Pollen. Pollenbretter sind sogar schädlich für ein zügiges Auswintern. Pollenbretter können die Entwicklung des Brutnestes behindern sollten im Herbst Pollenbretter entstanden sein, dann müssen die vor dem Einwintern rausgenommen werden. Noch besser wir wintern so ein, dass sie nicht großflächig entstehen. Darüber mehr im Herbst.

Brut benötigt Energie – auf Futterverbrauch achten

In der zweiten Hälfte des März entwickelt sich die Brut rasant. Diese Brutentwicklung nötigt dem Volk viel Energie ab. Die Bienen benötigen Heizenergie, um die Brut und das Umfeld der Brut, in das als nächstes gebrütet wird, auf

etwas über 35 °C zu wärmen. Diese Heizenergie nehmen sie aus dem Winterfutter, und gerade in so einem warmen Winter wie wir ihn dieses Jahr hatten werden viele Völker unter Futtermangel leiden. Jetzt wird der Angepasste Brutraum zu einem Lebenselixier des Bienenvolkes. Wie ich bereits im Februar geschrieben habe, können Bienenvölker ohne weiteres im März mit einer Reizfütterung in ihrer Entwicklung begünstigt werden. Diese Reizfütterung fällt etwas umfangreicher aus, wenn das Bienenvolk in Futternot ist.

Platz für die Bienen und Platz für die Brut

Wir unterscheiden im Volk zwischen Platz für die Brut und Platz für die Bienen. Während das Bienenvolk bereits im Spätherbst auf die Bienenmasse angepasst wird, tritt im Frühjahr die Brutmasse in den Vordergrund. Das Volk benötigt im Frühjahr im Brutraum nur so viel Platz, wie durch die Brut erforderlich. Der Übergang zwischen Anpassen auf die Bienenmasse und Anpassen auf die Brutmasse kann man auf Mitte Februar bis Anfang März terminieren. Die Bienen müssen alle Zellen, in denen sich Brut befindet, möglichst konstant auf 35,2 oC warmhalten. Diese Temperatur muss auch nachts, wenn es kälter ist, gehalten werden. Eine Anpassung des Brutraumes mit isolierten Thermoschieden, geschlossenem Boden und sehr gut wärmegedämmtem Deckel erleichtert dem Volk, diese Wärme aufzubringen und zu halten. Je mehr Energie durch eine schlecht wärmegedämmte Beute verlorengeht oder je größer der Raum ist, in dem sich das Bienenvolk im Frühjahr ent-wickelt, umso größer ist der Energieverbrauch der Bienen und also auch der Futterverbrauch und die Verkürzung der Lebenszeit.

Denn das Heizen der Waben wird durch einen Teil der Winterbienen erledigt, und dieses Heizen verbraucht und verkürzt die zur Verfügung stehende Lebenszeit. Wir müssen uns immer vor Augen halten: Das Bienenvolk ist ein Lebewesen. Es kann nur auf die Lebensressourcen zurückgreifen, die es in ihrem aus vielen Einzelbienen bestehendem Organismus vorrätig hat und mobilisieren kann. Wer zweiräumig überwintert und auswintert, der verprasst Lebensenergie und Lebenszeit der Winterbienen. Der verzettelt die Brut auf großen Flächen. Der sorgt dafür, dass Pollenbretter im Frühjahr mitten in den Brutnestern entstehen und das Brutnest auseinandergerissen wird. Ist das für uns als gute sparsame Schwaben nicht eine inakzeptable Situation?

Reicht das Futter im Brutraum?

Wer zum ersten Mal vom Gedanken der Anpassung des Brutraumes auf die Brut hört, der bekommt vielleicht Angst, das Volk könnte im Frühjahr nicht genügend Futter im Brutraum haben oder insgesamt in die Gefahr einen Futterabrisses kommen. Auch ist der Imker, der seine Bienen auf zwei Räumen überwintert, vermutlich noch nie auf die Idee gekommen, zu prüfen, wie viel Platz das so überwinterte Volk überhaupt einnimmt. Wer nur von oben in die Beute reinschaut wird feststellen, dass es oben im Laufe des März und April immer voller wird. Das stimmt schon. Allein: Die untere Zarge leert sich, die restlichen Pollenflächen bleiben zurück und die Randwaben können verschimmeln. Wie lautet die Arbeitsanweisung des Schreibers der Monatsbetrachtung 2019: Untere Zarge weg und einschmelzen, obere Zarge nach unten setzen, auf die obere Zarge eine Zarge mit Mittelwänden setzen. Was aber lösen wir mit so einem imkerlichen Verhalten aus? Die Konsequenzen sind dramatisch, sowohl für das Bienenvolk als auch für uns Imker.

Helle Waben sind bienenfeindlich

Zunächst einmal zwingen wir die Bienen auf lauter helle Waben im oberen Brutraum. Wenn Bienen wählen könnten, ob sie auf hellen oder bebrüteten Waben überwintern wollen, dann würden sie die bebrüteten Waben wählen. Bebrütete Waben entsprechen offenbar eher den Bedürfnissen des Bienenvolkes nach einem leichter zu temperierbaren Wärmehaushalt.

Abb. 01 - Zandervolk auf 6 Waben. Volk wurde zu früh erweitert, die Bienenmasse entspricht noch nicht dem Volumen. Reizfütterung oder Notfütterung durch die Futtertasche möglich.
Abb. 02 - Schwaches Volk. Hier nützt eine Erweiterung überhaupt nichts. Das Volk wird auf 3 Waben gehalten, bis es überquillt und alle drei Waben zu 80 Prozent bebrütet sind. Notfall kann gefüttert werden

Ist eine bebrütete Wabe in der Lage, Feuchtigkeit aufzunehmen, was eine völlig unbebrütete Wabe nicht kann. In der Nähe von offenen Zellen herrscht aber eine Luftfeuchtigkeit von nahezu 100 Prozent. Bebrütete Waben sind daher bienenfreundlicher. Mittelwände sind bienenfeindlich.

Das Aufsetzen eines zweiten Brutraumes ist nicht sinnvoll

Wenn nun aber im April, einige Tage vor Beginn der Tracht eine ganze Zarge mit Mittelwänden aufgesetzt wird, dann müssen die Bienen noch einmal von den hellen, erst ein oder zwei Mal bebrüteten Waben des ehemaligen zweiten Brutraums, 10 Mittelwände ausbauen. Abgesehen von der Tatsache, dass dieser Raum als Brutraum überhaupt nicht benötigt wird, bedeutet dies, dass die noch geringe Zahl von Frühjahrsbienen sich tagelang mit dem Ausbau von Waben und mit dem Anlegen eines Brutfeldes beschäftigt, was pro Mittelwand mit einem Verbrauch von etwa 4 bis 5 kg Honig erledigt wird. Und das mal zehn! Damit wird die Frühjahrsernte aus Spiel gesetzt.

In den Wabengassen soll eine antiseptische Atmosphäre herrschen

Desweiteren ist zu beachten, dass in der Wabengasse die warme Luftsäule durch Propolis und Phenole eine quasi antiseptische Atmosphäre bilden. Dieses bereits 1946 von Thür beschriebene Phänomen der Duftwärmebindung sorgt dafür, dass die Brut in einem quasi sterilen Umfeld gesund aufwächst und das Immunsystem der Individuen von Anfang an intakt ist. Wenn in der Korbimkerei die Waben oben angebaut werden, dann entstand automatisch diese Luftsäule.

Abb. 03 - Mittelstarkes Volk, Anfang März. Auch hier 2-3 Wochen nicht erweitern. Deutlich zu sehen: Bei den breiten Oberträgern keine Verbauung zwischen den Waben, ein Rähmchen ist verbogen, der Beespace stimmt nicht mehr: Sofort werden die Oberträger verbaut.

Da wir in unseren Beuten aber einen Beespace zwischen Oberträger und Deckel haben, damit die Bienen die Waben wechseln können, löst sich die Säule immer wieder auf. Nach verschiedenen Tests bin ich zur Überzeugung gelangt, dass es bis zum Aufsetzen des ersten Honigraumes besser ist, die Wabengassen oben mit einer Isofolie direkt und vollständig abzudichten, damit sich die Brut in der besonders schwierigen Phase von Januar bis April unter günstigen antiseptischen Bedingungen entwickeln kann. Meine Vergleichstests haben ergeben, dass die Völker stärker auswintern, wenn die Wärmesäule in den Wabengassen stabil ist. Eine einfache Plastikfolie, wie sie überall propagiert wird, ist dafür ungeeignet uns sogar schädlich, da sich auf ihr Kondenswasser bildet. Also weg mit der Plastikfolie – sie ist Unfug. Sie wird nur deshalb propagiert, weil in

vielen Beuten der Beespace nicht berücksichtigt wurde und in einem solchen Fall der Deckel an die Beute mit Wildbau festgebaut wird. Es wird ealso ein konstruktiver Fehler mit einem zweiten Fehler kompensiert. Durch die ständige Wiederholung eines Lobes auf die Plastikfolie wird diese Empfehlung nicht besser. Wenn eine Folie verwendet wird, dann bitte eine Thermofolie, die die Wabengassen bei den Oberträgern dicht abschließt.

Angepasst wird auf die Brut

Doch kommen wir zurück auf unsere Situation im März. Das Brutnest entwickelt sich. Das Volk hat auf 3 Waben Dadant oder 4-5 Waben Zander Brut. Also wird das Volk mit zwei Thermoschieden auf die Brutmasse angepasst. Das Brutnest wird so belassen, bis alle Waben innerhalb des von den Schieden bemessenen Raumes zu 80 bis 90 Prozent bebrütet sind. Erst wenn die Waben also fast vollständig bebrütet sind wird um eine Wabe erweitert. In unseren Breitengraden wird das Brutnest mit einer Futterwabe erweitert, und zwar mit einer, die hinter dem Schied hängt. Im optimalen Fall hat die zu gebende Futterwabe 70 Prozent Futter und einen handtellergroßen Bereich mit offenen Zellen, in die die Königin nach Erweiterung sofort stiften kann.

Diese erste Erweiterung erfolgt bei einem starken Volk im März. Läuft es optimal, dann kommt die zweite Erweiterung Ende März. Der Imker wird die Erweiterung natürlich seinen individuellen Verhältnissen anpassen. Die Bienen werden, da wir den Brutraum so eng halten, wie es für die Brut erforderlich ist, die Schiede mit Leichtigkeit überwinden, denn der Brutraum quillt ohnehin von Bienen über. Im warmhaltigen Brutraum löst sich nicht nur die Traube rascher auf als in der kalten, großvolumigen Beute. Die Bienen haben auch leichter die Möglichkeit, sich aus dieser Positiion in der Beute zu bewegen, um Futter von außen nach innen zu tragen. Ein Futterabriss ist praktisch ausgeschlossen. Vorausgesetzt ist eine hervorragende Wärmedämmung im Deckel.

Zu wenig Platz gegeben– ein Problem?

Was passiert aber, wenn der Angepasste Brutraum zu klein wird? Wenn die Königin die gesamte vorhandene Brutfläche bebrütet hat, dann wird sie zunächst in ihrer Legeleistung gebremst. Dies ist aber keineswegs von Nachteil. Wie wir wissen sind die wesentlichen Faktoren für die Langlebigkeit der Biene eine hohe Aufzuchtqualität. Die Winterbiene im August und September wird von drei Ammenbienen versorgt. Wir haben im Sommer ein Pflegeverhältnis von 30.000 bis 40.000 Sommerbienen zu 15.000 bis 20.000 Brutzellen. Davon ist regelmäßig 42 Prozent der Brut offene Brut. Durch diese sehr gut versorgte Brut entwickelt sich ein robuster Fettkörper, der die Biene langlebig macht. Im Frühjahr können wir durch diese leichte Retardierung der Brutentwicklung einen ähnlichen Effekt erzielen.

Wird die Brutentwicklung für einige Tage und Wochen auf einen etwas geringeren Raum begrenzt, um vor allem die Entstehung von großen Eiflächen nach einer kurzen Phase von warmen Tagen zu verhindern, dann steigt das Eigewicht der Königin, die Larven starten mit einer besseren Grundversorgung und werden besser gepflegt. Durch diesen Kunstgriff helfen wir dem Bienenvolk, die Langlebigkeit der Bienen zu vergrößern. Daher ist ein „zu spätes“ erweitern des Brutraumes kein Schaden für die Volksentwicklung. Ohnehin wird die Königin wenn es die Bienenmasse zulässt das Schied überwinden und hinter dem Schied weiterbrüten. Trifft das Volk diese Entscheidung, dann weiß der Imker, dass er zu spät erweitert hat. Die bebrütete(n) Wabe(n) werden in den Brutbereich gehängt (natürlich an den Rand! Wir reißen das Brutnest nie auseinander und hängen Waben oder gar Mittelwände mitten in das Nest.)

Platz geben, damit das Volk sich entwickeln kann, ist also notwendig. Sinnvoll Platz geben, damit das Bienenvolk an warmen Tagen nicht unnötig viele Eier legt, die nachts ohnehin wieder aufgefressen werden, weil sie nicht gewärmt werden können, ist ein zusätzlicher Kunstgriff, der mit Vorteil von erfahrenen Imkern angewandt werden kann.

Für Anfänger kann dieser Kunstgriff leicht zu einer Überforderung führen. Viel zu viel Platz ist aber nicht nur sinnlos sondern für eine Auswinterung von besonders kurzlebigen und schwarmlustigen Bienen verantwortlich.

Abb. 04 - Gut entwickeltes Volk. Hier kann eine Erweiterung in Erwägung gezogen werden. Die nächste Wabe hängt hinter dem Schied, die Bienen überwinden das Schied um Futter von der Wabe oder von der Futtertasche zu holen.

Wie viel Platz benötigen wir, um die volle Legeleistung einer Königin zu Geltung kommen zu lassen?

Bei einer angenommenen durchschnittlichen Legeleistung von 2000 Eiern pro Tag und 21 Tagen Entwicklungszeit der Bienen benötigen wir also 42.000 Zellen im Brutraum. Das ist einfache Mathematik. Dieser Platz ist notwendig, wenn 2000 Eier pro Tag gelegt werden können sollen. Und selbst wenn wir einen Tag für das Putzen der geschlüpften Zelle dazu addieren kommen wir auf nicht mehr als auf 44.000 Zellen.

Wie viele Zellen sind auf meinem Rähmchen?

Nun stellt sich die Frage: Wie viele Zellen sind auf meinem Rähmchen? Liebe Imkerfreunde, viele Jahre lang hätte ich diese Frage nicht beantworten können. Obwohl ich eine Ausbildung zum Imker und zum Imkermeister durchlaufen habe war diese Frage nicht Bestandteil des offiziellen Bildungskanons. Das Rähmchen ist unser wichtigstes Werkzeug. Alles spielt sich auf dem Rähmchen ab. Die Brut entwickelt sich in den Zellen. Das Wabenwerk ist wie das Knochengerüst des Bienenvolkes. Der Brutkörper ist so etwas wie die Gebärmutter des Bienenvolkes, das wichtigste Lebensorgan, Zentrum aller Lebensvorgänge. Um mit dem Volk praktisch arbeiten zu können führen wir es auf Rähmchen, was ohnehin nicht dem Naturzustand des Volkes entspricht. Daher müssen wir unser Rähmchen kennen, um mit ihm arbeiten zu können. Und dennoch wissen viele Imker nicht, wie viele Zellen ihr Rähmchen hat. Wie soll der Imker dann also entscheiden, ob mehr Platz für die Brut notwendig ist?

Brutraumwabe und Honigraumwabe – zwei unterschiedliche Organe im Volk

Die Zanderwabe hat bei einem Zellmaß von 5,4 mm eine Wabenzahl von 6.160. Wer nur die Mittelwand zählt kommt auf eine höhere Zahl, aber wir müssen bedenken, daß die Waben im Brutraum unten nicht angebaut werden, ebenso zur Hälfte nicht am vorderen Seitenträger und zu einem Drittel am hinteren Seitenträger. Das reduziert die tatsächliche Zellenzahl und unterscheidet die Brutraumwabe übrigens fundamental von der Honigraumwabe: Die Honigraumwabe wird an allen vier Seiten ans Holz angebaut. Das Argument für ein einheitliches Wabenmaß im Honigraum und im Brutraum ist also fachlicher Unsinn. Eine Honigwabe ist keine Brutraumwabe, und es gibt auch keinen Grund dafür, Waben umzuhängen – im Gegenteil. Eine zeitgemässe Imkerei trennt die Waben des Brutraums sorgfältig von den Honigraumwaben. Wir wollen sauberen und einwandfreien Honig in Waben, die weder unseren Behandlungsmitteln noch den Pestizideinträgen ausgesetzt waren. Selbst bei einer sorgfältigen Trennung landen noch immer viel zu viele Ackerspritzgifte im Honig unserer Bienen. Ich kenne keinen seriösen Bienenwissenschaftler, der das heute noch leugnet. Die Dadantwabe hat etwa 8.300 Zellen auf der Brutwabe, Deutsch Normal 5.530 Zellen. Diese Zellzahlen ergeben nun also folgendes Bild: Bei einem voll ausgewachsenen Brutnest kann die Königin ihre volle Legeleistung mit Zander auf 7 Brutraumrähmchen entfalten, bei Deutsch Normal auf 8 Brutraumrähmchen und bei Dadant auf 5 Brutraumrähmchen.

Abb. 05 - Kann Ende März bereits passieren: Wildbau hinter dem Schied. Bei anhaltend gutem Wetter kann und muß der erste Honigraum aufgesetzt werden, denn es kommt die Tracht. Die Reservewaben hinterdem Schied können bei gutem Wetter entfernt werden, bei schlechtem Wetter verbleiben sie noch einige Tage als Reserve.

Und jetzt heißt es erstmal durchatmen

Wenn doch 7 Waben Zander ausreichen, um die Legeleistung einer 2000Eier Königin aufzunehmen, warum geben wir dann 20 Rähmchen? Wenn doch die meisten Zargen von unseren Vorvätern so dimensioniert wurden, daß die volle Legeleistung in eine Zarge hineinpasst und dann noch ein oder zwei Waben Futter-Pollenreserve in der Kiste sein können, warum führen dann viele Imker ihre Völker auf zwei Bruträumen? Mehr als doppelt so groß wie tatsächlich erforderlich? Weil die Bienen Platz brauchen? Freilich brauchen sie Platz, aber nicht so viel. 7 Waben Zander genügen für die Brut. Je nach Betriebsweise und Erfahrung des Imkers kann die Wabenzahl zwischen 6 und 9 Waben Zander schwanken (andere Maße entsprechend). Wir werden in den nächsten Monaten noch besprechen, welche Varianten für erfahrene Imker möglich sind. Wir müssen bei der Frage der Brutraumentwicklung sowohl die Bienenart (Bienenrasse) als auch den Standort und überhaupt den Verlauf des Jahres berücksichtigen. Auch das Alter der Königin und die Qualität der Königinnen überhaupt sind ausschlaggebend für das Verhalten des Organismus und für unsere pflegerischen Eingriffe. Diese vielen Faktoren machen die Imkerei so faszinierend aber auch so anspruchsvoll. Und gleichzeitig gleichen die Bienen viele unserer gemachten Fehler aus. Daher können Fehler in der Betriebsweise Jahrzehnte überdauern. Sie fallen uns nicht auf. Wirr Imker wundern uns dann aber allerdings darüber, weshalb wir so wenig Honig ernten – und weshalb andere Imker mehr oder gar viel mehr Honig ernten.

Abb. 06 - Volk auf Deutsch Normal. In der Seegeberger Styroporbeute kann auf das äussere Schied verzichtet werden.
Abb. 07 - Verschimmelte Waben haben in unseren Beuten nichts verloren.

Auf dem Weg zum ersten Honigeintrag

Weiterhin möchte ich zu bedenken geben, daß vom Moment, in dem das Ei gelegt wird bis zum Tag, da die geschlüpfte Biene eine Sammelbiene wird etwa 30 Tage vergehen. Die 40Tage Regel ist nicht ganz richtig gilt als veraltet, seitdem wir wissen, daß die Bienen nicht alle karrierestufen im Bienenvolk durchlaufen sondern diese auch überspringen können. Beginnt also die Tracht beispielweise am 15. April, dann tragen die Bienen, die als Ei bis zum 15. März vorhanden waren zur Honigernte bei. Alle Eier, die später gelegt werden, sind zu Trachtbeginn gar nicht verfügbar. Wir sind also auf den letzten Rest der noch vorhandenen Winterbienen angewiesen und auf die Bienen, die ab April schlüpfen, wenn wir den Beginn der Tracht am 15. April mitnehmen wollen. Ähnliches gilt für den Beginn der Haupttracht und schwarmsteuernde Maßnahmen, die wir nächsten Monat besprechen.

Wir halten also noch einmal fest:

  • Zur vollen Brutentwicklung benötigt das Volk 5 Dadantwaben, 7 Zanderwaben oder 8 Deutsch Normal Waben. Eine zusätzliche Wabe im Brutraum mit Pollen und kleinen Futterreserven ist möglich. Imker, die mit züchterisch bearbeiteten Königinnen arbeiten, die in der Lage sind, mehr als 2000 Eier zu legen, benötigen auch mehr Waben. Solche Königinnen werden in der Regel von Profis oder sehr erfahrenen Imkern, die auch selbst Königinnen züchten, verwendet. In der breiten Imkerschaft wird leider immer noch die Bedeutung von Zucht und Selektion weit unterschätzt. Die Qualität, die Größe und die Gesundheit eines Volkes hängen ganz wesentlich von der Qualität und Gesundheit der Königin ab. Diese ist die Trägerin des Erbgutes. Leider ist Zucht und Selektion enorm arbeitsaufwändig und benötigt viele tausend Völker als Selektionsgrundlage. Das ist einer der Gründe, weshalb die Imkerschaft seit Jahrzehnten am Fehlen von gut selektierten Königinnen krankt. Ich wünsche mir, dass dies von den Verantwortlichen erkannt wird und hier Förderprogramme aufgelegt werden, so dass einige große Zuchtbetriebe diese wichtige Arbeit für uns alle durchführen können. 
  • Eine zweiräumige Völkerführung während der Erntesaison ist nicht nur nicht erforderlich sondern schädlich für den Wärmehaushalt im Bienenvolk und für ein kompaktes Brutnest. Wer zweiräumig überwintert hat, da der Platz für das Futter und die Bienenmasse im vergangenen Juli und August zu gering erschien, der entnimmt Ende März die untere Zarge und setzt KEINE zweite Brutzarge oben auf. Aufgesetzt wird stattdessen der erste Honigraum (über Absperrgitter). Das Aufsetzen von Honigräumen ist selbstverständlich erforderlich, wenn die Bienenmasse nicht mehr in die Brutraumzarge hineinpasst.
  • Brutspitzen im März, die durch einige Tage sehr schönen Wetters ausgelöst werden können, werden im Angepassten Brutraum verhindert, da die Königin kurzfristig den Platz zum Legen nicht bereitgestellt bekommt. Dies ist kein Schaden für die Entwicklung des Volkes sondern verbessert im Gegenteil die Langlebigkeit der in dieser Phase entstehenden Bienen.
  • Der Angepasste Brutraum wird erweitert, wenn alle im Brutraum befindlichen Waben zu 80 bis 90 Prozent bebrütet sind. Erweitert wird in der Regel mit Futterwaben.
  • Ziel sollte es sein, Ende März die letzte Brutraumerweiterung durchzuführen. Sollte das Volk noch nicht stark genug sein, dann kann die Erweiterung auch später stattfinden. Abhängig vom Wetterverlauf geht dann eventuell ein Teil der ersten Frühtracht verloren, da das Volk Energie in die Brutwabe investiert. 
  • Merksatz Nummer Eins: Wenn Tracht ist, dann wird Honig produziert. Wenn keine Tracht ist, dann wird das Brutnest entwickelt. Das bedeutet, dass bei einem Schlechtwetter Einbruch der Brutraum mit einer Futterwabe erweitert werden kann, da in dieser Zeit ohnehin kein Honig eingetragen werden würde. Herrscht Trachtwetter, dann wird der Brutraum erstmal nicht angetastet.
  • Merksatz Nummer zwei: Im Winter wird der Brutraum an die Bienenmasse angepasst, im Frühjahr und Sommer wird der Brutraum an die Brutmasse angepasst. Im März findet der Übergang vom Anpassen an die Bienenmasse auf das Anpassen auf die Brutmasse statt.
Abb. 08 - Lob auf die Plastikfolie?
Abb. 09 - Thermofolie, zwei Thermoschiede. Diese Folie schliesst oben dicht ab. Da zu viel abstand zum Deckel wird die Folie nicht auf die Oberträger gedrückt, somit entsteht Wildbau.
Abb. 10 - Im so abgedichteten Angepassten Brutraum entstehen perfekt kompakte Brutwaben
Abb. 11 - Folie wird auf die Oberträger gedrückt, es entsteht kein Wildbau und die Luftsäule ist stabil

15. März Tageslehrgang in Stuttgart, 10:00 bis 17:00 Uhr

17. März Tageslehrgang in Tübingen, 10:00 bis 17:00 Uhr

18. März Tageslehrgang in Donaueschingen, 10:00 bis 17:00 Uhr

19. März Tageslehrgang in Friedrichshafen, 10:00 bis 17:00 Uhr

 

Anmeldung über www.armbrusterimkerschule.de

Jürgen Binder
Lise-Meitner-Straße 4
74523 Schwäbisch Hall
Tel. Mobil: +49 (170) 1 85 74 24
E-Mail: sekretariat@armbruster-imkerschule.de

Monatsbetrachtung 02/2020

Monatsbetrachtung 02/2020

Liebe Imkerfreunde,

„Im Winter soll man das Volk in Ruhe lassen.“ „Das Aufreißen des Volkes ist schädlich“. „Die kalte Überwinterung im offenen Boden ist gut für das Volk“. „In der Natur überlebt das Volk auch ganzjährig ohne menschliche Eingriffe in der Höhle, die sie sich gesucht hat.“

Wer kennt sie nicht, diese Überzeugungen und Lehrmeinungen, und natürlich steckt in ihnen eine große Weisheit und viel imkerliche Erfahrung. Dennoch möchte ich etwas präziser die Frage analysieren, wie sich das Bienenvolk den Winter über organisiert und welche Faktoren eine erfolgreiche Überwinterung begünstigen.

Ludwig Armbruster entdeckte bei einer Imkerausstellung Anfang des 20. Jahrhunderts eine Temperaturaufzeichnung eines Herrn Lammert, der gemessen hat, dass die Wintertraube in einem relativ präzisen Rhythmus von 24 Stunden die Traube auf etwa 25 Grad Celsius aufheizt.

Abb.01 - Einstieg in die Anpassung des Brutraumes: Der Platz im Brutraum wird auf die tatsächliche Bienenmenge angepasst. Bei Dadant oder Zadant 3 Waben, bei Zander 5 Waben. Fortgeschrittene Anpasser können den Platz im Brutraum auch noch um eine weitere Wabe reduzieren.

Nach Erreichen dieser Temperatur kühlt die Traube wieder auf etwa 15 Grad Celsius ab. Erreicht sie diese Minimaltemperatur, dann heizen die Bienen die Traube wieder auf 25 Grad Celsius, und dies im Tagesrhythmus. Ludwig Armbruster wiederholte dieses Experiment und bestätigte im Großen und Ganzen die Messungen von Lammert (Prof. Ludwig Armbruster, Der Wärmehaushalt im Bienenvolk, 1923). Dabei führte er Messungen mit präzisen Thermometern durch und schildert anschaulich, wie mühsam diese im Deckel und am Bienenkasten befestigt wurden, um sicherzustellen, dass sie während der Widrigkeiten, die im Winter auf die Beute Einfluss haben, präzise Ergebnisse liefern.

Auf der von Prof. Tautz initiierten Webseite des Hobbos Projektes sieht man mehrere verkabelte Bienenvölker mit präzisen Messungen über das Jahr hinweg. Dabei wird an verschiedenen Stellen im Volk gemessen. Das Volk in Würzburg zeigt an einem der Sensoren (V13) sehr präzse den Tagesrhythmus, in dem das Volk sich selbst aufheizt. 

Interessanterweise schwankt nach diesen Messungen die Temperatur am Messpunkt V13 auch im Sommer, was der bisherigen Überzeugung einer stets konstanten Brutraumtemperatur widerspräche. Nun müsste man, ohne voreilige Schlüsse aus diese Temperaturgrafiken zu ziehen, genau wissen, wo sich der Fühler befindet, wo sich die Bienen im Verhältnis zum Fühler befinden und ob hier nicht auch noch andere Einflüsse auf ihn wirken. Wir wissen jedoch von Thermoaufnahmen, dass sich Einzelbienen ohne weiteres auf 43 Grad Celsius und auch noch etwas mehr erhitzen können, um die Wärme im Stock zu halten oder rasch aufzuheizen.

Die Wintertraube hat also eine andere Temperaturgestalt als das Bienenvolk während seiner Reproduktionsphase. Die Brut verlangt eine relativ konstante Temperatur von etwa 35 Grad Celsius. Sie kann etwas schwanken und schwankt auch im Verlauf des Tages. Jeder Eingriff in das Volk, jedes Ziehen einer Wabe, jedes Abschütteln einer Wabe und das Beiseitestellen (zum Beispiel in das kühle

Gras um den Bienenstand herum) beeinträchtigt sowohl Temperatur als auch Luftfeuchtigkeit des Brutnestes. Wer die neusten Makroaufnahmen von Dr. Paul Siefert gesehen hat wird ehrfürchtig über das komplexe Lebensbiotop in den Brutwaben. In dieses komplexe und hochempfindliche Lebensorgan dürfen wir nur mit äußerster Behutsamkeit eingreifen, wenn wir keinen Schaden hinterlassen wollen.

Aber welche Art von Schaden richten wir an, wenn wir eine Brutwabe schütteln? Die Larve dreht sich in der Zelle. Nachdem die Bienen das Ei auf den Zellboden gedrück haben (das Ei legt sich entgegen bisherigen Vorstellungen nicht von selbst hin, sondern wird von den Pflegebienen in das erste Futter hingedrückt), entsteht die Larve, die sofort anfängt, das Gelee Royale zu fressen. Dabei kann die noch so kleine Larve sich bewegen und nach dem Futter strecken. Sie frisst regelrecht das Futter, von dem immer mehr in die Zelle „gespuckt“ wird. Sie kann sich strecken, um mit ihrer Schnauze das Futter zu erreichen. Während die Larve noch nicht im Futter schwimmt, weil noch nicht der ganze Zellboden voll davon ist, kann ihre Schnauze auch vom Futter abreissen.Die Filmaufnahmen Sieferts zeigen, dass Bienenlarven, denen es nicht gelingt ans Futter zu kommen, dabei helfen und zusätzlich Futter in die Nähe der Larve geben. Die Larve beginnt, sich am Zellboden zu drehen. Schütteln wir die Waben mit jüngster offener Brut, dann bringen wir die Lage der Larven völlig durcheinander. Die Ammenbienen werden, sobald sie wieder die Möglichkeit dazu haben, schleunigst und mit

Abb. 02 - Die Anpassung des Brutraumes kann je nach Bienenmenge auf bis zu 2 Waben reduziert werden. Erweitert wird stets erst dann, wenn die im Brutraum zwischen den Schieden befindlichen Waben zu mindestens 80 Prozent bebrütet sind.

höchster Priorität dafür sorgen, dass alle jungen Larven wieder korrekt mit Futter versorgt werden und sich bei 85 % Luftfeuchtigkeit und etwas mehr als 35 Grad Celsius weiterentwickeln können.

Eine Verringerung der Brutnesttemperatur führt bei unseren Bienen zu einer verlängerten Entwicklungsdauer. Pestizideintrag belastet die Bienen so stark, dass die Gesamtheit der Bienen je nach Pestizidart und Pestizidmenge große Schwierigkeiten haben kann, die Brutnesttemperatur zu halten. Das wurde bereits auf der Bienenschutzkonferenz in Wien im Jahre 2014 präsentiert. Eine verlängerte Brutdauer bringt aber eine höhere Varroabelastung, da sich pro 12 Stunden verlängerter Verdeckelungsdauer eine befruchtete weibliche Milbe mehr entwickeln kann. Auf diese Weise hängt übrigens das Pestizidthema auch mit der immer virulenter werdenden Varroaproblematik zusammen.

Um die Luftfeuchtigkeit und die erforderliche Temperatur im Volk wiederherzustellen benötigt das Volk unter Umständen mehrere Stunden. Währen dieser Zeit herrscht im Volk eine Art Alarmstimmung. Daher stimmt es natürlich, dass wir Eingriffe ins Bienenvolk wohl überlegt durchführen sollen und grundsätzlich so wenig wie möglich stören sollen.

Nun wurde bereits in der Vergangenheit vielfach untersucht, ob der Energieverlust der Wintertraube durch eine gute Wärmedämmung verringert werden kann. Bei einem insgesamt geringen Energieverbrauch während der brutfreien Phase ist natürlich das Potential zur Einsparung gering.

Abb. 03 - Fotografiert bei Temperaturen von 8 Grad wie sie jetzt auch immer wieder im Winter vorkommen. Bei einer Anpassung mit gut isolierten Schieden löst sich die Traube schneller auf, das Volk kann mit geringerem Energieaufwand brüten.

Weshalb ist die Energieeinsparung überhaupt ein relevantes Thema? Das ist ganz einfach zu erklären. Die Wärmeenergie, die zur Aufrechterhaltung der Körpertemperatur des Bienenwesens und nach Errichtung eines Brutkörpers auch der Brutzellen, wird mittels Muskelkontraktion der Bienen erzeugt. Um im Thorax Wärme erzeugen zu können werden die Flügel „ausgehängt“ und die Energie verwandelt sich nicht in Flugaktivität, sondern bleibt als Heizkörper in der Bienentraube. So erwärmen einzelne Bienen das ganze Tier. Diese Wärmeerzeugung ist aber Lebenszeitverkürzend. Sie wird stets mittels der im Fettkörper eingelagerten Energie und mithilfe von aufgenommener Zuckerlösung (dem Winterfutter) erzeugt. Je mehr Wärme erzeugt werden muss, um die kalte Zeit zu überstehen und vor allem um die ersten Brutsätze zu pflegen und zu wärmen, umso höher ist die Sterblichkeit der Bienen. Der alte Imkergrundsatz „Wer stark einwintert, der wintert auch stark aus“ gilt daher uneingeschränkt bis heute, und er gilt in unseren Breitengraden, da wir im allgemeinen Mühe haben, rechtzeitig zu Beginn der Blüte trachtstarke Völker entwickelt zu haben. Sicher mag es Imker geben, die diese Probleme nicht haben. Aber im Großen und Ganzen sind die Völker vieler Imker nicht rechtzeitig fertig entwickelt um die volle Frühjahrstracht mitzunehmen. Die ersten warmen Blühtage werden dann euphemistisch „Aufbau und Entwicklungstracht“ genannt. Freilich, wenn die Völker noch nicht aufsatzreif sind, und das sind sie mit etwa 18.000 Individuen, dann benötigen Sie noch Energie und Zeit, um sich zu entwickeln. Zeit und entgangene Erntemengen, die in dem Jahr nicht mehr wiederkommen.

Abb. 04 - Je nach Winterverlauf erreichen wir solche Waben Ende Februar/Mitte März. Man kann sehr schön die Entwicklungsphasen der Brut erkennen. Hier stört kein Pollenbrett die Entwicklung.
Abb. 05 - Die Entwicklung von Völkern gelingt auf großen Waben besser als auf kleinen Waben. Ich habe dies bei vielen hundert Völkern vergleichen können. Noch wichtiger aber ist die Verfügbarkeit des Futters auf der Brutewabe. Erreicht die Ausdehnung der Brut bei einer Zander Wabe bereits das Holz ist bei einer Großwabe noch 30 bis 40 Prozent Platz für Futter und Entwicklungsmöglichkeit.

Eine kleine Begebenheit aus den Anfangsjahren meiner Imkerei mag das Problem illustrieren. Mein damaliger Vereinsvorsitzender nahm meine Einladung an meinen Bienenstand an und ging gemeinsam mit mir Ende Mai meine Bienen anzuschauen. Da saßen sie auf drei Zanderzargen, die beiden Brutzargen überquellend voll mit Bienen, der Honigraum mit Mittelwänden bestückt. Wie schön so ein Anblick. Seine Worte waren: „So viele Bienen sollte man am Anfang der Tracht in seinen Völkern haben“. Und damit hatte er natürlich recht. Nur wenn die Beute voll mit Bienen ist wird es eine Ernte geben.

Nun, ich war Anfänger, und als Anfänger nimmt man die Gegebenheiten hin wie sie sind. Ein erfahrener Imker hätte mir aber gesagt, was ich tun kann, um die Völker rechtzeitig trachtstark zu entwickeln. Denn den Bienenvölkern ihre Entwicklung selbst zu überlassen – wie es auch in der Natur geschieht – ohne dafür zu sorgen, dass sie rechtzeitig trachtreif sind oder Tracht eintragen, obwohl sie noch nicht vollständig fertig entwickelt sind, das ist die imkerliche Kunst die unsere Arbeit von dem Geschehen, das mit wilden Völkern in Baumhöhlen oder Scheunenzwischenböden geschieht, unterscheidet. Wir möchten Honig ernten, und nicht nur, dass unsere Bienenvölker überleben.

Was also führt dazu, dass unsere Bienen früher trachtreif werden?

Ihre Entwicklung kann durch unser Eingreifen beschleunigt werden. Da wir im Januar und Februar unser Volk nicht öffnen wollen, findet der imkerliche Eingriff bereits im November, spätestens aber während der Winterbehandlung statt. Das Volk sitzt in der Traube, die Waben links und rechts der Traube werden mit dem Stockmeissel weggerückt und ein isoliertes Schied wird links und rechts der Traube gesetzt. Dabei ist es wirklich wichtig, dass das Schied sehr gut isoliert ist und die so isolierten Schiede bis direkt an die Wintertraube heranreichen. Dann findet die Beträufelung statt. Nach der Beträufelung wird eine hochwärmedämmende Folie über die Traube gelegt. Der Boden wird geschlossen, am besten ebenfalls mit einer Thermofolie oder Ähnlichem. Am besten bleibt der Boden das ganze Jahr über geschlossen, denn ein offener Boden entzieht dem Volk ständig Energie und trägt nicht zur Bienengesundheit bei. Das Volk geht auch ohne offenen Boden aus der Brut, wenn es die kleinklimatischen Verhältnisse am Standort zulassen. Die Behauptung, die Bienen würden besser aus der Brut gehen, wenn der Boden offen sei, kann ich nicht bestätigen.

Das so von vier Seiten sehr gut wärmegedämmte Volk wird zwar nicht wesentlich früher in Brut gehen als andere Völker, aber es wird mit weniger Energieaufwand die gleiche Menge Brut erzeugen. Da es dem Volk einfacher gemacht wird, den Raum und die Waben auf 37 Grad

Celsius anzuheizen, wird bei gleichem Energieeinsatz der Bienen eine etwas größere Menge Brut entstehen. Denn die Brut muss auch bei eventuell noch tieferen Nachttemperaturen konstant gehalten werden. Und dazu müssen die Bienen in der Lage sein.

Jetzt kommt gewiss die Frage: Aber wenn die Traube auf so wenig Waben eingeengt wird (die Einengung wird für „Neueinsteiger“ in den Angepassten Brutraum bei Dadant zunächst 3 Waben, bei Zander 4 bis 5 Waben und bei Deutsche Normal 4 bis 6 Waben betragen), wird dann auch das Futter genügen?

Von Oktober bis Januar benötigt ein Volk normalerweise gerade einmal 3 kg Futter. Der Futterbedarf steigt, sobald das Volk anfängt zu brüten. Dies ist im Verlauf des Januar der Fall, in klimatisch ungünstigen Lagen auch erst im Februar. Auf einer vollen Zanderwabe sind etwa 2 kg Winterfutter. Auch wenn auf den drei Zentralwaben die Hälfte ohne Futter ist, dann genügen doch 5 Waben bis zu Ende Februar. Anfang März kommt dann der Moment, an dem das Volk geöffnet wird und der Brut- und Futterstand kontrolliert wird. Sind die im Brutraum befindlichen Waben zu mindestens 80 Prozent bebrütet, dann wird um eine Futterwabe links oder rechts am Rand des Brutnestes erweitert.

Durch die Anpassung des Wabenraumes bereits im Spätherbst vermeide ich einen Eingriff im Januar oder Februar. Es ist wohl schon angebracht, den ersten Reinigungsflug abzuwarten, bevor die Bienen durch unseren Eingriff gestört werden. Aber was tun, wenn das

Wetter sehr lange kalt bleibt und den Bienen der Zugang zum Futter verschafft werden muss? In nördlicheren Breitengraden kann es vorkommen, dass die Bienen ein halbes Jahr lang nicht ausfliegen können. Auch das wird von den Bienen schadlos überstanden, wenn sie richtig eingewintert wurden.

Bleibt es bis in den März hin so kalt, dass die Bienen nicht ausfliegen können, dann muss den Bienen eine Futterwabe zugänglich werden, auch wenn noch nicht so viel Brut entstanden ist und obwohl noch nicht abgekotet wurde. Werden die Bienen sehr eng überwintert, dann überwinden die Bienen das Schied vorne oder auch oben, um an das Futter hinter den Schieden zu gelangen. Es kommt mit dieser Methode zu keinem Futterabriss! Im Gegenteil: Futterabriss findet (vor allem im Warmbau) dann statt, wenn die Bienen dem Futter in eine Richtung gefolgt sind, das Futter auf dieser Seite aus ist und sie aufgrund des kalten Sitzes die Traube nicht auflösen können, um zum weit entfernten Futtervorrat zu kommen. Sitzen die Völker „warm“, dann löst sich die Traube viel einfacher auf und eine Bewegung zum Futter ist selbst über das Schied hinweg problemlos möglich.

Es gibt auch bei dieser Methode Abwandlungen. Die werden wir aber erst im November besprechen, da wir dann diese Maßnahmen rechtzeitig ergreifen werden. Nun können wir erst jetzt die Völker einengen und werden dies tun, wenn es das Wetter zulässt und es nicht allzu kalt ist. Dabei kann ohne weiteres bei -5 Grad Celsius gearbeitet werden. Besser wären natürlich wärmere Temperaturen.

Abb. 06 - Optimale Anpassung. Die Bienen gehen mit Leichtigkeit über die Trennschiede, um zum Futter zu gelangen.
Abb. 07 - Das Pollenbrett behindert die Entwicklung des Brutnestes. Daher sind Pollenbretter im Volk zu vermeiden, im Herbst allenfalls aus dem Volk zu entnehmen. Es ist nicht zutreffend, daß Bienenvölker Pollen zum Überwintern benötigen.

Hier sei der Vollständigkeit halber festgestellt, dass bei einer zweiräumigen Überwinterung normalerweise kein Futterabriss stattfindet, da das Volk an der Stelle, wo Oberträger auf Unterträger stößt, meist genügend Platz ist, um die Waben zu wechseln. Indem das Volk nach oben wächst wird es fast immer im Zentrum des Futters sitzen. Dies ist einer der wenigen Vorteile einer zweiräumigen Überwinterung und vor allem für Anfänger, die noch lernen müssen, Futtervorrat und Bienenmasse richtig abzuschätzen, relevant.

Weshalb die Reizfütterung so außer Mode gekommen ist, ist nur damit zu erklären, daß sich die Meinung festgesetzt hat, man könne die Entwicklung der Völker ohnehin nicht beschleunigen. Das mag auf eine zweiräumige Völkerführung eventuell auch zutreffen. Denn dort herrschen opulente Platzverhältnisse und der Wärmehaushalt des Bienenvolkes wird ignoriert. Bei einem sehr stark auf die tatsächliche Bienenmasse angepassten Winterlebensraum und einer streng auf die tatsächliche Brutmasse angepassten Frühjahrsbrutraum fällt die zusätzliche Futtergabe mit Flüssig- und sogar mit Festfutter aber ins Gewicht. Die Gabe von Futter erwärmt die Bienen, Energie strömt durch den Bienenkörper, die gesamte Vitalität des Volkes wird gestärkt. Das kann man sehr einfach mit Wärmebildkameras belegen. Das Volk wird brüten und mehr brüten als ohne diese Energiegabe. Dies hat zuletzt die Imkerei Stöckmann mit ihrer Untersuchung über die Brutentwicklung bei Gabe von Festfutter im Frühjahr gezeigt.

Mit einer konstant durchgeführten Reizfüterung beginnend im März lassen sich, abhängig von der Gesamtzahl der Individuen, bis zu 10.000 zusätzlichen Brutzellen entwickeln. Die Trachtreife setzt bis zu zwei Wochen früher ein. Damit steigt der Honigertrag bei geeignetem Wetter im April signifikant.

Die Behauptung, eine Reizfütterung habe keinerlei Auswirkung auf die Frühjahrsentwicklung und folglich auf die Frühjahrshonigernte, ist bei richtiger und frühzeitiger Durchführung nicht zutreffend. Die Brutkurve steigt, das hat schon Josef Bretschko im Buch „Naturgemässe Bienenzucht“, 1979, nachgewiesen. Weshalb dies von manchen bestritten wird ist mir unerklärlich.

 

Abb. 08 - Das Volk brütet in ein Pollenbrett – die Folge ist ein total durchlöchertes Brutnest.

Was tun wir im Februar:

• Wenn noch nicht im November realisiert, wird jetzt die Bienenmasse mit hochisolierenden Thermoschieden angepasst.
• Der Boden wird geschlossen, sofern nicht schon früher geschehen.
• Ende des Monats Februar bzw. bis Ende März wird eine Varroabehandlung durchgeführt.

Was wir nicht tun:
• Offene Böden. Ab sofort werden die Böden der Völker wieder ganzjährig geschlossen
• Schlecht wärmegedämmte Deckel verwenden. Viel Platz lassen, da in kalten Beuten ein Futterabriss droht.

Jürgen Binder Prof. Ludwig Armbruster Imkerschule www.armbruster-imkerschule.de

Tagesveranstaltungen des Autors im Frühjahr:

27. Februar Kirchberg an der Jagst, 10:00 bis 17:00 Uhr

28. Februar Bad Boll, 10:00 bis 17:00 Uhr

29. Februar Seligweiler, 10:00 bis 17:00 Uhr

12. März Lauda 10:00 bis 17:00 Uhr

15. März Stuttgart 10:00 bis 17:00 Uhr

17. März Tübingen, 10:00 bis 17:00 Uhr

18. März Donaueschingen, 10:00 bis 17:00 Uhr

19. März Friedrichshafen, 10:00 bis 17:00 Uhr

Monatsbetrachtung 01/2020

Monatsbetrachtung 01/2020

Liebe Imkerfreunde,

in diesem Jahr werde ich Ihnen einen Einblick in meine Betriebsweise und meine Imkerei geben. Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, Bienen zu halten, mit ihnen zu arbeiten, Honig zu ernten oder einfach nur die Bienen zu genießen. Das ist das Schöne an unserer Arbeit. Das macht sie vielfältig und ist die Quelle unserer Imkergespräche, die nie verstummen. Diese Fähigkeit der Biene, sich uns und unseren Fehlern anzupassen und Wege zu finden, unsere Imkerfehler auszugleichen, ist enorm.

Das Verhalten der Bienen gibt uns immer wieder die Möglichkeit, unsere Eingriffe neu zu überdenken. Die Bienen sind nicht nachtragend, sondern von einer erfrischenden Objektivität. Ändern wir nur eine Kleinigkeit in unserer Betriebsweise, die der Biene nutzt, so reagiert sie sofort darauf und zeigt es uns durch ihr verändertes Verhalten.

Wir wollen die Bienen möglichst naturgemäß halten, wenig Eingriffe vornehmen und viel Honig ernten. Bei dieser Wunschliste können wohl die meisten Imker zustimmen. Bloß: Wie erreiche ich das Optimum in meiner Region, mit meinem Material und mit meinem Zeiteinsatz? Ich möchte Sie teilhaben lassen an meiner eigenen imkerlichen Entwicklung der letzten zwanzig Jahre. Und ich bedanke mich bei der Redaktion für die Einladung, dieses Gespräch mit Ihnen zu führen.

Mein Name ist Jürgen Binder. Ich bin Imkermeister und führe meinen Betrieb seit 1998. Ich bin atypisch zur Imkerei gekommen. Mich hat es schon während meines Studiums (ich habe Musik und Pädagogik studiert) zur Landwirtschaft gezogen. Mit Mitte Zwanzig hatte ich dann noch einmal entschieden, die Schulbank zu drücken und wollte eigentlich Milchbauer werden. Aber die Arbeitszeiten, die wirtschaftlich schwierige Situation unserer Bauern, der Gestank im Stall, die Tatsache, dass ich keinen Bauernhof erben würde und auch nicht genügend Kapital zum Kauf eines Bauernhofes hatte und eine merkwürdige Anziehung, ausgelöst durch das Summen der Bienen, hat mich schließlich dazu gebracht, bei einem Imker über die Schulter zu blicken.

Dieser Besuch war für mich das Schlüsselerlebnis, das ich benötigte, um für immer den Bienen zu verfallen. Wir näherten uns andächtig dem Volk. Ich sollte schweigen und stille sein. Ich sollte lauschen.

Und wie er dann den Deckel des Volkes öffnete, war es nicht das Summen, das in mich drang. Es war die ganze Duftwolke von Pheromonen, Propolis und Wachs, in der ich plötzlich stand, die mich umgab und meinen Kopf benebelte. Darauf war ich nicht vorbereitet. Ich war völlig überwältigt. Ich stand in dieser ungeheuer intensiven, starken und irgendwie ätherischen Duftwolke und bin bis heute nicht mehr von der Anziehungskraft dieser unsichtbaren Hülle, die jedes Bienenvolk umgibt und die uns begrüßt, wenn wir den Kasten öffnen, losgekommen. 

So kam ich zu den Bienen. Es folgten eine Ausbildung zum Tierwirt und nach einiger Zeit die Meisterprüfung. Die Berufs- und Meisterschule waren damals noch an der Landesanstalt für Bienenkunde in Hohenheim; Gerhard Liebig und das Team der Landesanstalt gaben den Unterricht. Da ich nicht mehr in meinem Lehrerberuf mit Kindern arbeiten wollte, dachte ich, ich müsse möglichst rasch meine Imkerei zu einem Haupterwerbsbetrieb aufbauen. Ich war jung, voller Tatendrang und davon überzeugt, dass ich mit meiner guten Ausbildung den Herausforderungen der Völkerführung, des Varroamanagements, der Wanderungen und aller erforderlichen nachgelagerten Arbeiten wie Honigschleudern, Reinigen, Konfektionieren und Verkaufen nur Erfolg haben könne. Ich bin also imkerlich ein treues Kind unseres Landes, ein Hohenloher Dickkopf, wie es sich gehört.

Ich investierte in 2500 Zanderzargen für 400 Völker, baute innerhalb von zwei Jahren meinen Völkerbestand auf 300 Einheiten auf, kaufte mir das gesamte Schleuderequipment und alle weiter notwendigen Geräte und bereitete die Völker auf die Überwinterung vor. Ich erntete Honig, machte Kippkontrollen, Brutwabenableger mit Nachschaffungsköniginnen – alles so, wie es eben in Süddeutschland unterrichtet wird und üblich war.

Im Herbst 2002 dann kam die Katastrophe. 220 der 300 Beuten waren trotz Varroabehandlungen und Auffütterung, exakt so, wie ich es gelernt hatte, im November leer. Was war der Grund dafür? Falsche Fütterung? Falsche Varroabehandlung? Alte Königinnen? Oder sind die Bienen mit dem im Jahr 2002 erstmals zugelassenen Clothianidin, einem Neonicotinoid, mit dem der Winterraps gebeizt wurde, in Kontakt gekommen?

Abb. 01 - Basilika des Heiligen Ambrosius, des Schutzheiligen der Imker, Mailand. Möge er seine schützende Hand über unser neues Bienenjahr legen.
Abb. 02 - „Die Wärme ist das Lebenselement des Bien“. Besonders während der Auswinterungsphase ist es wichtig, die Bienenmasse gegen die kalten Holzwände zu isolieren.

 Denn auffällig war, dass die Bienen an zwei Ständen, die weit genug von Ackerbauflächen entfernt waren, alle überlebt hatten. Ich bekam keine klaren Aussagen und keine Hilfe, dieses Problem zu erforschen.

Damals kam ich das erste Mal mit der Unterstellung in Berührung, der Imker habe eben falsch behandelt und die Varroa sei ohnehin das größte Problem in der Imkerei. Heute ist nicht mehr nachvollziehbar, was letzten Endes für den Schaden ursächlich war. Aber dieser Schaden hat mich dazu geführt, genauer hinzuschauen, auf meine eigenen Beobachtungen zu vertrauen. Ich begann, mich mit Imkern zu beraten, die bereits große Betriebe führten und erfolgreich in der Honigproduktion waren.

Diese Krise, so teuer sie auch war, hat mich erst zu einem Imker werden lassen. Ich besuchte Berufsimker, und das erste, was mir aufgefallen war, war die Tatsache, dass fast alle nur mit einem Brutraum arbeiteten. Aber – so hatten wir es doch gelernt – zwei Bruträume seien nötig, um den Bienen genügend Platz zum Überwintern und zum Brüten zu geben. Und die Schwarmkontrolle sei durch die Kippkontrolle doch so einfach. Während ich mich mit 40 kg Jahresernte zufrieden geben musste, hatten Berufskollegen eine Ernte von 80 kg und mehr. Manche ernteten weit über 100 kg. Das machte mich misstrauisch, und ich konnte das erst nicht glauben. Von diesen Imkern wendete ich mich ab. Und das war ein weiterer Fehler, der mich wieder einige Jahre Stagnation kostete. Natürlich muss man zwischen Prahlerei und harten Fakten unterscheiden lernen. Also kam ich unangemeldet zu verschiedenen Profis, und siehe: Sie hatten tatsächlich Honigeinträge und Zunahmen, während meine Bienen zwar geflogen sind, aber kein erntbarer Überschuss entstand.

Abb. 03 - Optimales Brutfeld Ende Januar. Je nach Höhenlage und Wetter entwickelt sich das Brutnest. Normalerweise ist Ende Januar ein kleines Brutnest vorhanden.

Nun ist es gar nicht so einfach, einen einmal eingeschlagenen Weg zu verlassen. Wir fühlen uns sicher in unserem Tun. Wir kommen ja schon irgendwie zurecht mit unseren Bienen. Wir haben uns an unsere Betriebsweise gewöhnt, und die Monatsanweisungen verfestigen unsere Überzeugung, auf dem richtigen Weg zu sein. Diese Überzeugung wird durch lebhafte Formulierungen einiger Akteure, die Monatsbetrachtungen schreiben, verfestigt. Es entsteht ein Mainstream, der sich in den Vereinen etabliert. Dieser Mainstream lässt abweichende, auf Beobachtung gründende „Meinungen“ nicht zu. Nicht überall ist das so, aber weit verbreitet ist die Auffassung, dass die eigene Betriebsweise die Beste und einzig mögliche sei.

Ich lasse Ihnen Ihre Betriebsweise. Ich trete nicht an, um Sie von den Vorzügen einer Betriebsweise im Angepassten Brutraum zu überzeugen. Ich möchte Ihnen vielmehr die Möglichkeit geben, diese Betriebsweise in einem Brutraum überhaupt kennenzulernen, so dass Sie selbst prüfen können, ob dieser Umgang mit dem Brutraum Vorteile hat. Der Angepasste Brutraum ist in jeder Beute möglich. Ich selbst habe angefangen zu lernen, sie in meinen Zanderbeuten umzusetzen. Die Einwinterung ist, vor allem wegen der neu dazugekommenen Problematik der Varroamilbe, etwas schwieriger und benötigt mehr Fingerspitzengefühl. Aber unsere Vorväter haben die Zargenmaße alle so groß entworfen, wie sie für unsere Bienen nötig sind. Nicht größer und nicht kleiner. Die Entwicklung und Steuerung des Brutraumes in einer Zarge war also von allen, die sich mit der Entwicklung von Beutenmaßen beschäftigt haben, von zentraler Bedeutung. Sowohl Langstroth als auch Dadant, Zander, Freudenstein, Armbruster, Dahte , Gerstung, Kuntsch, Adam und viele

andere machten die Zarge so groß, dass die maximale Legeleistung einer Königin in dieser Zarge aufgenommen werden konnte. Zum Teil machten sie ihn größer als erforderlich, haben ihn dann aber mit einem Schied der jeweiligen Größe des Volkes angepasst. Wir sehen diese Schiede, zum Teil aus Stroh, auf alten Werbeanzeigen in Bienenzeitungen der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts.

In den Hinterbehandlungsbeuten, wie man sie verbreitet heute noch in der Schweiz und in den neuen Bunesländern verwendet, sind diese Schiede immer noch im Einsatz. Das Schied ist daher kein neues Instrument, sondern ein einfaches Werkzeug, dessen Gebrauch und Verwendung einem Verständnis darüber zugrunde liegt, dass das Bienenvolk ein Lebewesen ist. „Der Bien ist ein Organismus“ sagt schon Ferdinand Gerstung in seinem Buch „Der Bien und seine Zucht“ von 1905. Diese Erkenntnis ist in meinen Augen in den letzten Jahrzehnten in den Hintergrund getreten. „Das Bienenvolk richtet sich in seiner Beute schon so ein, wie es für es gut ist“. Das ist eine weit verbreitete Überzeugung im deutschsprachigen Raum. Sie stimmt natürlich. Nur: Zu welchem Preis? Wie viel Energie muss das Bienenvolk aufwenden, um eine ungeeignete Behausung zu bewohnen? Eine Behausung, die viel zu groß ist, zu schlecht wärmegedämmt oder ungünstige Rähmchenmaße hat?

Blicken wir noch einmal auf Ferdinand Gerstung. Auch wenn nicht alle seiner Beobachtungen und Schlussfolgerungen heute noch Gültigkeit haben, so hat er doch das Bienenvolk als eine Einheit erkannt, und er hat beschrieben, dass diese Einheit eine Körpertemperatur hat, die es zum Leben benötigt.

Diese Erkenntnis gipfelt in seiner Aussage: „Die Wärme ist das Lebenselement des Bien“. Dies halte ich für eine der wichtigsten Aussagen, die wir von Gerstung ohne Abstriche in unsere heutige Zeit übernehmen können.

Alle unsere Maßnahmen müssen sich an den Lebenserfordernissen des Bien – heute würde man wohl eher sagen, des Superorganismus Bienenvolk – ausrichten. Das betrifft das Überwintern, das Auswintern, die Frühjahrsentwicklung, die Führung des Volkes im Sommer während der Tracht, nach der Tracht und die Vorbereitung des Volkes auf den Winter. Diese Lebensphasen in einem Bienenvolk erfordern ein unterschiedliches Maß an Betreuung. Nur mit imkerlicher Pflege erreichen wir, dass ein Bienenvolk seine volle Leistung bringt. Denn wir Imker wollen Honig und andere Bienenprodukte ernten. Das ist völlig in Ordnung und unstrittig.

Die Imkerei wurde in der gesamten Menschheitsgeschichte betrieben, um die Ernährungslage des Menschen zu verbessern. Dabei sind Honig, Pollen und Propolis ja noch viel mehr als nur Eiweiß-, Süßstoff und antibakterizides Mittel. Es sind Heilstoffe, die in der Naturmedizin jahrhundertelang eingesetzt wurden, um den Menschen zu kurieren. Sie sind natürlich heute immer noch wertig. Die Bienenprodukte finden immer noch Verwendung, vor allem in Ländern, in denen sich die Patienten teure pharmazeutische Pillen nicht leisten können. 

Die in den letzten Jahren etwas in Mode gekommene Idee, Bienen um ihrer selbst willen nur für die Bestäubung zu halten, ignoriert die Tatsache, dass Bienen, wenn wir sie betreuen, vom Wildtier zum Nutztier werden. Ein Nutztier braucht Pflege, um Leistung zu bringen. Wilde Schwärme können, wenn sie eine geeignete Höhle finden, natürlich auch ohne menschliche Pflege überleben.

Abb. 04 - Zwanzig Jahre lang: Meine Imkerei begann mit Deutsch Normal und Zander

Es gibt derer genügend, und sie entwickeln über das regelmäßige Schwärmen, die Brutpausen und andere Überlebensmechanismen Fähigkeiten, von alleine mit der Milbe fertig zu werden. Das ist mittlerweile internationaler Konsens. Auf der Apimondia in Kanada wurde einen ganzen Vormittag lang das Thema behandlungsfreie Imkerei mit hochkarätig besetzten Rednern diskutiert. Imker berichteten über ihre Imkereien, die sie seit Jahren ohne Varroabehandlung betreiben. In Deutschland wurde dieses Thema in den letzten Jahren etwas vernachlässigt, so dass wir jetzt die Chance nutzen sollten, aufzuholen.

Diese wildlebenden Schwärme bringen uns aber keinen Überschuss. Honig kann nicht oder nur mühsam geerntet werden, Pollen überhaupt nicht. Und Propolis kann man vielleicht gerade eben am Einflugloch abkratzen. Die neue Initiative, Nisthöhlen zum Erhalt der abgegangenen, nicht eingefangenen Schwärme aufzuhängen, stößt in diese Richtung. Dies ist ein interessantes Naturschutzprojekt, das auch Thomas Seeley unterstützt, solange es nicht in den Großstädten mit zu hoher Bienendichte durchgeführt wird. Er hat darauf ausdrücklich auf der Apimondia hingewiesen.

Wir werden uns in den Monatsbetrachtungen auf eine Imkerei konzentrieren, in der das Wohlbefinden unserer Bienenvölker verbessert und optimiert werden soll, um die Honigernten zu maximieren. Im Gegensatz zur sonstigen Tierhaltung in der Landwirtschaft können wir unsere Bienen nicht (während der Tracht) einfach besser füttern, damit wir mehr ernten.

Eine Ausbeutung in diesem Sinne ist nicht möglich. Wir können aber die Behausung und die Betriebsweise optimieren, damit von den theoretisch möglichen 600 kg Nektar, die ein Volk pro Jahr sammeln kann (Jürgen Tautz, „Phänomen Honigbiene“, 2007) möglichst viel für uns übrigbleibt. Das Bienenvolk hat bei durchschnittlicher Betreuung und üblicher Betriebsweise im zweiräumigen Holz-Brutraum einen Eigenverbrauch von 130 kg Honig. Wenn wir 40 kg ernten, dann trägt das Volk 170 kg Honig ein. Eine ganze Menge. Ähnliches gilt für den Pollen. Hier gibt es unterschiedliche Messungen, als einigermaßen gesichert kann gelten, dass ein Volk 40 bis 60 kg Frischpollen pro Jahr an Eigenverbrauch hat.

Wir können jetzt unser imkerliches Handeln in zwei Richtungen entwickeln. Wir können durch eine verbesserte Wärmedämmung dafür sorgen, dass unsere Bienenvölker weniger Energie für den Eigenerhalt benötigen. Dies ist der einfachste Weg, und dieser lässt sich von jedem relativ schnell umsetzen. Die zur Verbesserung des Wärmehaushalts im Brutraum wirkungsvollste Maßnahme ist die Anpassung des Brutraumes. Darüber werde ich in den nächsten Monaten ausführlich sprechen.

Um den Honigertrag außerdem zu steigern, sind eine Reihe von anderen, zusätzlichen Maßnahmen erforderlich. Dies sind zuvörderst eine verbesserte Reizfütterung im Frühjahr bei der Auswinterung und im Sommer bei der Gestehung der Winterbienen. Stärkere Völker, die schneller die Trachtreife entwickelt haben, sind natürlich an den wenigen schönen Tagen im Frühjahr auch in der Lage, in kurzer Zeit viel einzutragen.

 Während Völker, die noch nicht entwickelt sind, die ersten Trachttage als Aufbautracht selbst verbrauchen, sammeln Völker, die voll entwickelt sind, bereits Honig.

Besser aufgezogene Königinnen, die durch verbesserte Zucht und Selektion gewonnen wurden, können ebenfalls die Honigleistung erheblich steigern. Gute Königinnen sind der Schlüssel zum wirtschaftlichen Erfolg Ihrer Imkerei. Dies sind nur einige der Faktoren, die für ein erfolgreiches Arbeiten auschlaggebend sind.

Ich werde in meinen Monatsbetrachtungen viele Überzeugungen, die im deutschsprachigen Raum vorherrschen, in Frage stellen. Nicht um des Streites willen. Ich bin an einem Streit nicht interessiert. Ich habe mühsam meine übernommenen Lehrmeinungen überprüft und viele davon als unzweckmäßig abgelegt und verwandelt. Manche der derzeit verbreiteten Lehrmeinungen halte ich geradezu für bienenschädlich. Wir werden dies im Detail noch besprechen.

Kunstvolles Imkern erfordert sehr viel mehr Aufmerksamkeit. Imkern ist nicht einfach. Um gesunde Bienen zu halten braucht es viel imkerliches Wissen und eine Herangehensweise ohne Scheuklappen. Ich freue mich, dass ich mit vielen von Ihnen ein Jahr lang einen neuen Blick auf das Bienenvolk, die imkerlichen Betriebsweisen und den imkerlichen Erfolg werfen darf. Ich werde in diesem Jahr zahlreiche Veranstaltungen in Süddeutschland durchführen, auf denen wir das Imkern im Angepassten Brutraum diskutieren können. Ich freue mich auf rege Beteiligung.

Abb. 05 - Achtung fliegende Bienen!

Jürgen Binder
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