Imkerkalender: Artgerecht durch das Bienenjahr

Die Imkerei ist ein Handwerk, das Fachwissen, Einsatz und Verantwortung erfordert. Nur wer die Grundlagen beherrscht und Besonderheiten sowie Fallstricke kennt, hat das nötige Rüstzeug, um sein Bienen-Volk im Sinne einer artgerechten Haltung zu versorgen. Neben der Vermittlung von Theorie und Praxis — wie Du sie etwa in unseren Imkerkursen erwerben kannst — sind es vor allem Erfahrungswerte, die einen guten Imker ausmachen. Mit unserem Imkerkalender möchten wir unsere Praxiserfahrungen mit Dir teilen und eine Orientierung zur Verfügung stellen, die Dich optimal auf das Bienenjahr einstimmt.

Unser Kalender unterstützt Dich bei der Haltung, Vermehrung und Züchtung von Honig-Bienen. Du erfährst unter anderem

  • welche Zeitfenster bei der Imkerei zu beachten sind,
  • was Du bei der Durchlenzung berücksichtigen musst,
  • wann Du mit der Drohnen- und Königinnenzucht beginnen solltest
  • wie Du Räuberei vorbeugst und
  • wie Du den Schwarmbetrieb kontrollierst
  • wie Du Honig erntest
  • wie Du das Bienenvolk auf den Winter vorbereitest
  • wie Du die Varroabehandlungen bienenschonend durchführst.

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Arbeitskalender für Imker: So nutzt Du das Bienenjahr optimal

Mit unserem Imkerkalender geben wir Dir eine Richtschnur an die Hand, die Dir aufzeigt, welche Tätigkeiten Du als Imker wann ausführen solltest. Die monatsweise Gliederung hilft Dir dabei, ideale Bedienungen für das Bienenvolk zu schaffen und die notwendigen Schritte zeitnah einzuleiten. Wir wünschen Dir eine lehrreiche Lektüre!

Januar

Zu Beginn des Jahres herrscht noch Ruhe im Bienenstock. Nutze diese “Ruhepause” im Imkerkalender daher, um Kontrollen am Bienenstand durchzuführen. Überprüfe etwa, ob Sturmschäden auszumachen sind oder umliegende Äste die Winterruhe stören können. Außerdem ist der Jahresanfang der ideale Zeitpunkt, um Werkzeuge und Ausrüstungsgegenstände auf Vordermann zu bringen und Reinigungen sowie Reparaturen durchzuführen. Darüber hinaus bietet sich diese Phase ebenso an, um Online-Imkerkurse oder Vorträge zu besuchen und Sachbücher zur Imkerei zu studieren. Fetzt solltest Du auch die erforderlichen Materialien einkaufen, die Du im Jahr benötigen wirst.

Februar

Allmählich wachen Deine Bienen aus der Winterruhe auf. Der Imkerkalender sieht nun vor, den Bienenstock darauf vorzubereiten. Die Anpassung des Brutraums ist bereits im November des Vorjahres erfolgt. Nur wenn Du den Brutraum noch nicht an die Volksstärke angepasst hast machst Du es an einem warmen Tag Ende Februar. Dabei sollte das Volk vorher mindestens ein mal den Reinigungsflug gemacht haben und im Freien die über den Winter voll gefüllte Honigblase geleert haben. In der Regel gehen die Bienen im Februar in Brut und müssen deshalb deutlich mehr Wärme erzeugen. Ein erhöhter Futterverbrauch ist die Folge. Ein kuschelig warmer Brutnestbereich hilft dem Bienenvolk enorm sich gesund zu entwickeln.

März

Im März schlüpfen die ersten Jung-Bienen. Die Verjüngung des Bienenvolkes durch immer mehr frisch schlüpfende Bienen wird auch als Durchlenzung bezeichnet. Als Faustregel gilt: Etwa drei vollständige Brutzyklen oder 60 Tage benötigt ein Bienen-Volk laut Imkerkalender, um stark genug zu sein, das Nektarangebot der Natur zu sammeln und in Honig zu verwandeln. Dies geht mit einem “Generationswechsel” einher: Die geschlüpften Bienen werden peu à peu die Winterbienen ersetzen. Als Imker solltest Du nun das Flugloch des Bienenstocks unter die Lupe nehmen. Fliegen die Bienen vormittags verstärkt und bringen regelmäßig Pollen zurück, pflegt das Volk bereits die Brut. Ist dies nicht der Fall, ist unter Umständen die Königin abhandengekommen. Dem sollte bei nächster Gelegenheit genauer nachgespürt werden.

Im März wird die Anpassung des Brutraums systematisch kontrolliert. Die Brutraumgröße wird mit Schieden geregelt. Das Brutnest wird kontrolliert vergrößert. Muss eine Nachfütterung durchgeführt werden, ist gemäß unseres Imkerkalenders jetzt der ideale Zeitpunkt.

April

Da Drohnen erst nach 42 Tagen geschlechtsreif sind, solltest Du im April dem Volk die Möglichkeit geben, Drohnen aufzuziehen. Das machst Du durch das Einhängen eines leeren Rähmchens. So können die Königinnen der Gemeinsaft der Bienenvölker in einer Region pünktlich zur Königinnenzucht Mitte Mai begattet werden. Anfang April solltest Du eine kritische Kontrolldurchsicht Deines Bienenvolkes vornehmen. Am Rand des Brutraumes sollten jetzt noch etwa zwei bis drei dicke Waben mit Futter vorhanden sein. Achte darauf, dass in diesem Stadium etwa fünf bis acht Kilogramm Futter im Volk verbleiben, um einem eventuellen Kälteeinbruch vorzubeugen. Mitte bis Ende April ist ein guter Zeitrahmen, um den ersten Honigraum bereitzustellen. Bestücke diesen am besten mit Leer-Waben aus dem Vorjahr.

Mai

Der Mai steht laut Imkerkalender ganz im Zeichen der Honigernte. Die Völker werden immer stärker und wollen abschwärmen. Daher mußt Du die Bienenvölker jede Woche kontrollieren und bei einsetzendem Schwarmtrieb Bienen entnehmen um neue, kleine Bieneneinheiten erstellen. Du dkannst Die Bienenvölker auch abschwärmen lassen, must sie dann aber einfangen und in eine neue Beute einlogieren, denn sonst geht der Honigertrag für das laufende Jahr verloren. Auch mit der Königinnenzucht kannst Du jetzt beginnen.

Ende Mai kann in der Regel bereits der erste Honig geerntet werden. Ob der Honig tatsächlich reif ist, erkennst Du an der Feuchtigkeitsgehalt des Honigs in den Waben. Der Wasseranteil sollte bei der Ernte unter 20 Prozent liegen. Den Wassergehalt des Honigs kannst Du mit einem sogenannten Refraktometer mühelos feststellen.

Juni

Im Imkerkalender ist der Juni der Monat mit der größten Volksentwicklung. Deshalb sieht unser Kalender hier die Möglichkeit vor, Bienenvölker zu vermehren. Denn die Natur hat vorgesorgt: Sie erzeugt einen Bienenüberschuss, um ihre Kolonie gegen kritische Situationen abzusichern. Diesen Überschuss an Bienen kannst Du jetzt nutzen, ohne die Ernte im Mai zu gefährden. Meist kannst Du im Juni die zweite Honigernte durchführen. IM Juni blühen Robinien-, Kastanien- und Lindenbäume, die einen besonders reinen Honig hervorbringen.

Juli

Im Juli neigt sich das Bienenjahr dem Ende zu. Dies bedeutet vor allem, dass das Volk keine neuen Drohnen mehr ausbrütet, die Entwicklung des Bienenvolks stagniert. Den Schwarmbetrieb hat das Bienenvolk vollständig eingestellt. Die Bienenvölker beginnen zudem mit der Vorbereitung auf die bald eintretende Mangelperiode und lagern Vorräte im Brutraum ein. Außerdem werden nur noch die Überschüsse in den Honigraum transportiert. Für Dich als Imker bedeutet das Trachtende, dass Du jetzt die letzte Honigernte vorbereiten kannst und danach das Bienenvolk gegen die Parasiten behandelst, die sich in der ersten Jahreshälfte vermehrt haben.

Ende Juli wird außerdem das letzte Mal Honig geschleudert. Sind alle Honigräume entnommen, müssen Futter und Brutstand der Bienenvölker überprüft und die Bienenmenge angepasst werden. Durch eine Brutentnahme reinigst Du das volk auf natürliche Weise von den Milben und gibst dem Bienenvolk einen Motivationsschub, noch einmal stark in Brut zu gehen und viele gesunde Bienen auszubrüten. Zu diesem Zeitpunkt werden auch neue Bienenvölker erstellt mit Königinnen, die Du im Laufe des Frühsommers gezüchtet hast.

August

August ist der wichtigste Monat für ein Bienenvolk, um sich auf den Winter vorzubereiten. In der Sommerhitze steht dem Volk viel Umgebungsenergie zur Verfügung, um die Brut mühelos bei gleichbleibender Temperatur zu halten. Sind die Parasiten aus dem Volk entfernt benötigt das Volk einen kontinuierlichen Futterstrom. Denn gibst Du dem Volk durch die regelmässige Füttereung. Schenkt die Natur Nektar, dann kann die Fütterung reduziert werden. Am besten ist eine Mischung aus eingetragenem Nektar und gegebenem Bienenfutter in Form einer Zuckerlösung.

September

Im September geht die Brutmenge kontinuierlich zurück und die vielen Bienen pflegen die wenigen Brutzellen besonders gut. Durch diese exzellente Pflege bekommen die jungen Bienen bereits in den Brutzellen einen besseren Fettkörper. Sie sind besser versorgt und können so die vielen Monate bis zum nächsten Frühjahr überstehen. Wie wichtig dieser Umschwung im Bienenvolk ist beweisen Jahr für Jahr viele zehntausend Bienenvölker, die den Winter nicht überstehen. Die Imkerfehler wurden im August und September gemacht. Es ist wichtig, daß die Winterbienen gesund sind und lange leben. Ende September muß die Fütterung beendet werden, im Volk sollten etwa 20 Kilogramm Reserven eingelagert sein. Überprüfe den Bienenstock zudem auf erhöhten Milbenbefall. Haben sich zu viele Milben eingenistet, kannst Du hier nochmal mit Oxalsäurepräparaten nachbessern.

Achte unbedingt darauf, während dem Einfüttern die Fluglöcher zu verkleinern. So wird effektiv einer Räuberei am Standort entgegengewirkt. Gleiches gilt für die Beseitigung von Futterresten an der Außenseite des Bienenstocks. Diese solltest Du unverzüglich mit Wasser reinigen. Der September lässt sich nach unserem Imkerkalender prima zur Kontrolle und Aussortierung des Wabenwerkes nutzen. Kaputte, alte sowie dunkle Waben und welche mit Drohnenbau aus dem Brutraum solltest Du entfernen.

Oktober

Im Oktober solltest Du nochmal überprüfen, ob Deine Bienenvölker ausreichend Futter zur Verfügung haben und ob das Volk Weiselrichtig ist. Zu diesem Zeitpunkt kannst Du noch die Königin austauschen, sollte dies erforderlich sein. Im Oktober kümmerst Du Dich als Imker verstärkt um die Wachsverarbeitung und um Deinen Honig. Der Spätherbst ist im Imkerkalender ein idealer Zeitpunkt für das Rühren, Impfen und Abfüllen des Honigs — und letztlich seiner Vermarktung.

November

Im November solltest Du neben Routinesichtungen Deiner Bienen vor allem für eine ruhige Überwinterung sorgen. Stelle also sicher, dass der Bienenstock stabil steht und keine umliegenden Äste oder Zweige gegen die Oberfläche schlagen. Werden die Bienen gestört, erhöht sich nämlich der Futterbedarf. Prüfe außerdem regelmäßig, ob Windböen oder Stürme Schäden am Bienenstand hinterlassen haben. Darüber hinaus bietet sich der November Deine über das Jahr gesammelten Aufzeichnungen auszuwerten, Rückschlüsse zu ziehen und das vergangene Bienenjahr zu reflektieren.

Dezember

Zum Jahresende wird nochmal eine Restentmilbung durchgeführt. Hierfür verwendest Du am besten zur Mitte des Monats eine Oxalsäuredihydratlösung (3,5 %, ad us. vet.). Beachte dabei, dass die Behandlung in einem Bestandsbuch dokumentiert und samt Datum, Volksnummer und Menge vermerkt werden muss. Die Oxalsäuredihydratlösung solltest Du im Winter unbedingt nur einmal anwenden. So vorbereitet kann Dein Bienenvolk gesund und mit allem nötigen ins Neue Jahr starten und zu einer großen Kolonie heranwachsen.

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